Wien - Im Untreue-Prozess gegen den ehemaligen Bank Burgenland Generaldirektor Ernst Gassner kam am Mittwoch als letzter Zeuge der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bank Burgenland, der Industrielle Werner Frantsits, zu Wort. Frantsits, seit August 2000 nicht mehr im Aufsichtsrat der Bank, belastete Ernst Gassner, aber auch die früheren Vorstandskollegen des Angeklagten. Frantsits äußerte den Verdacht, dass der Vorstand in der Causa Hom-Rusch seiner Informations- und Berichtspflicht nicht nachgekommen sei, obwohl es gerade im Falle Hom-Rusch immer wieder lange Diskussionen gegeben habe und klar gewesen sei, dass alles vorgelegt werden müsse. Der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende bekannte sich zwar zu Endverantwortung des Aufsichtsrates, was Kreditgenehmigungen betrifft, schränkte aber ein, "immer unter der Prämisse, dass das, was vorgelegt wird, auch stimmt. Hätte das (im Fall Hom-Rusch, Anm.) gestimmt, würden wir heute nicht hier sitzen." So sind Kreditanträge der mit Hom-Rusch verbundenen Firmen laut Frantsits "immer getrennt vorgelegt worden", Annex-Kredite seien nicht ausgewiesen worden. Frantsits war nach der vernichtenden Kritik im OeNB-Prüfbericht von Ende 1999 auch ein dezidierter Gegner einer Wiederbestellung Gassners per 1. April 2000 - "meine Meinung hat sich nicht durchgesetzt". "Postfach in der Generaldirektion" Ein Warnschreiben mit massiven Anschuldigungen gegen Hom-Rusch erreichte den damaligen Aufsichtsratschef Frantsits nicht. "Ich habe dieses Schreiben nie bekommen", berichtete der Zeuge, "mein Postfach war in der Generaldirektion". Hätte er diese Informationen gehabt, hätte es zumindest eine Sonderprüfung bei Hom-Rusch gegeben. "Katstrophal" Frantsits, der eigener Aussage nach als einziges Aufsichtsratsmitglied das Instrument deutscher Grundschuldbriefe genau kannte, veranlasste die Bank Burgenland zu einer Stellungnahme eines deutschen Anwalts. Das Ergebnis war - "entsprechend katastrophal", wie der Zeuge dem Gericht erklärte. Der Anwalt habe verklausuliert mitgeteilt, dass Betrug dahinter stünde. Daraufhin habe ihm Gassner versichert, dass man die fraglichen Grundschuldbriefe als nicht werthaltig zurückgewiesen habe. Frantsits war danach der Meinung, dass alle weiteren Grundschuldbriefe, die zu Kreditbesicherungen vorgelegt werden sollten, einer Prüfung unterzogen würden. Tatsächlich waren spätere Grundschuldbriefe mit zum Teil getürkten, zum Teil weit überhöhten Schätzgutachten versehen. "Klassisches Pyramidenspiel" Ein klares Wort fanden die beiden Sachverständigen im Gassner-Prozess zu den Krediten, die die Bank Burgenland deutschen Privatleuten gewährte, damit sich diese an der Howe AG beteiligen. "Wenn man neue Kapitalgeber braucht, um alte abzufinden, ist das das klassische Pyramidenspiel", meinten sie, "das hat mit einer Bank nichts zu tun." Die Hauptverhandlung im Untreue-Prozess gegen Ernst Gassner wird am Montag (26. Februar) mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. Das Urteil ist für den 28. Februar geplant. (APA)