Wien - "Das ist eine Diskriminierung, dass wir da nicht dabei sind." Mit "wir" meinte der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, Stefan Knafl, die Pensionistenverbände als Vertreter der rund zwei Millionen österreichischen Pensionisten. Und dabei sein wollten diese beim mittwöchigen Sozialpartnergipfel zur Reform der Krankenkassen und des Hauptverbandes der Sozialversicherungen. Immerhin sei der Dachverband des österreichischen Seniorenrates als Interessenvertretung der älteren Menschen den anderen Interessenvertretungen gleichgestellt, sagte Knafl. Knafl ging so weit, die Einbindung des Seniorenrates als dritte Gruppe neben Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern in die Selbstverwaltung des Hauptverbandes zu fordern. Man strebe zumindest ein Mitspracherecht im Präsidium an. Die aktuelle Personalfrage stehe im Hintergrund, meinte Knafl: "Ob Sallmutter, Oberchristl oder Gründler (das derzeitige Präsidium) zwei oder drei Monate länger im Amt bleiben, ist von geringer Bedeutung." Wichtiger sei ein Reformkonzept. Hauptforderungen der VP-Senioren: mehr Durchgriffs-und Gestaltungsrechte für den Hauptverband, Beitragshoheit für die einzelnen Sozialversicherungen, die Einstellung aller freiwilligen Leistungen und die Abschöpfung der Rücklagen. Durch Zusammenlegungen will der Seniorenbund die derzeit 27 Sozialversicherungen auf 15 reduzieren. Beitragserhöhungen werden vorläufig abgelehnt. Auch Karl Blecha, Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes, bemängelte die "Ausgrenzung" der Seniorenvertreter vom Mittwochgipfel: "Wir lassen uns diese Ignoranz einfach nicht mehr bieten." Sozialminister Herbert Haupt (FP) wies die Kritik der Pensionistenvertreter zurück. Er stehe voll hinter den Senioren, zum Gipfel eingeladen wurden aber nur jene Organisationen, an die auch Personal- und Sachvorschläge in Begutachtung gehen. Im Falle einer Einigung mit den Sozialpartnern würden die Senioren aber zeitgerecht informiert. In den Hauptverband könnten die Senioren deswegen nicht, weil dort nur Sozialversicherungsträger vertreten seien. (nim/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. Februar 2001)