Der Eklat um das nun endgültig gescheiterte Telefonnummernsystem zeigt einmal mehr, welche Köpfe die FPÖ den Österreicherinnen und Österreichern als politische Entscheidungsträger zumutet: Dünnbrettbohrer erster Ordnung. Fachliche und vor allem politische Kompetenz sind, dem blauen Verständnis folgend, offenbar keine Kriterien, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht. Bei Infrastrukturministerin Monika Forstinger zeigt sich darüber hinaus in voller Deutlichkeit, dass es auch um die intellektuellen Fertigkeiten der ehemaligen "Managerin in der Privatwirtschaft", wie sich die Ministerin bei jeder möglichen Gelegenheit selbst bezeichnet, offenbar nicht gut bestellt ist. Denn jeder halbwegs an Telekommunikation interessierte Mensch hätte nach drei Jahren öffentlicher Diskussion erkannt, dass eine Totalreform des Telefonnummernsystems mehr als ein Fall für die Unterschriftenmappe eines Ressortleiters ist. Denn der Rufnummernplan, der Österreich Millionen von neuen Telefonnummern bescheren würde, ist bei weitem nicht so unnötig, wie die Netzbetreiber das gern darstellen. So würden etwa neue Telekomdienste entstehen, und im Fall einer Übersiedlung könnte man seine Rufnummer mitnehmen. Aber: Die Umsetzung bedarf einer peniblen Vorbereitung und vor allem der Bereitstellung öffentlicher und privater Gelder in Milliardenhöhe. Darüber hinaus war auch das Krisenmanagement desaströs, als die Telefonnummernmalaise am Dienstagnachmittag in vollem Umfang ausbrach. Der Pressesprecher brauchte mehr als fünf Stunden, um der Öffentlichkeit schriftlich mitzuteilen, dass ein Beamter die Frau Minister hintergangen und sich deren Unterschrift erschlichen habe. Was offenbar falsch ist, denn die Unterschrift wurde bereits Ende Jänner unter die inkriminierte Verordnung gesetzt - nach ausführlicher Information des Kabinettchefs. Der zahlende Staatsbürger fragt sich nun zu Recht, warum es im Ministerium keine Kontrollen gibt, um derartige Entgleisungen zu verhindern. Statt sich in Sack zu kleiden und Asche auf ihre Haarpracht zu streuen, gab die offensichtlich überforderte Vertraute Thomas Prinzhorns einen Tag nach dem Debakel um die Rufnummernverordnung noch eins drauf. Sie schlug vor, die EU-Osterweiterung mit dem Transitvertrag zu junktimieren. Heißt konkret: Wenn die EU den Transitvertrag mit Österreich über das Jahr 2003 hinaus nicht verlängert, dann könnte Österreich den EU-Beitritt der Reformländer mit einem Veto blockieren. Derartig hanebüchene Drohungen können nur einem blauen Urgestein entspringen, das sich kurz nach Amtsantritt wünschte, Prinzhorn möge ihr mehr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Schließt sich die schwarz-blaue Regierung dieser Argumentation an, verstößt sie eklatant gegen die Präambel zur Regierungserklärung und verprellt die Partnerländer nachhaltig. Die Chancen, Verständnis für eine Sonderregelung im Transitverkehr zu bekommen, sind ohnehin gleich null. Wie Exsozialministerin Elisabeth Sickl drückt sich auch Forstinger bei jeder Gelegenheit, mit ihren europäischen Ministerkollegen zusammenzutreffen. Jüngstes Beispiel: Der Telekomministerrat in Schweden, an dem die ehemalige Mitarbeiterin der Papierfabrik Laakirchen am Wochenende nicht teilnahm und an ihrer Statt einen Beamten schickte. Auch Schwedens Verkehrsminister gab sie einen Korb. Die Sündenliste der Papierfrau ist lang, eine Ablöse scheint unvermeidlich. Nicht zuletzt deshalb, weil der Personalverschleiß im Ministerium enorm ist. Neben fachlicher Kompetenz lässt das von Jörg Haiders Schwester Ursula Haubner "erfundene" politische Leichtgewicht auch die soziale schwer vermissen. Am Ende des infrastrukturellen Dramas müsste man dem Sektionschef, der die Unbedarftheit der Ministerin ausgenützt haben soll, gar danken dafür, dass er als Katalysator für den Abgang der Ministerin gewirkt hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2201)