Hamburg/Düsseldorf - Nach dem neuen Kurstief der T-Aktie wächst die Kritik an der Unternehmenspolitik des Vorstandschefs der Deutschen Telekom (DT), Ron Sommer. Dieser habe "eindeutig Missmanagement betrieben. Er muss jetzt seine persönlichen Konsequenzen ziehen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Verbands für Post und Telekommunikation, Manfred Herresthal, der Bild- Zeitung von Donnerstag. Der Wettbewerbsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Schauerte, setzte nach: "Wenn er nicht aufhört, die Schuld bei anderen zu suchen, ist ein Rücktritt unausweichlich.". Die DT hatte am Mittwoch überraschend ihre Gewinnerwartung für das Jahr 2000 herabgesetzt und damit für einen neuen Tiefstand der T-Aktie gesorgt. Das Unternehmen begründete den von 7,4 auf 5,9 Milliarden Euro sinkenden Jahresertrag mit einer milliardenschweren Neubewertung der rund 12.000 Immobilien des Unternehmens. Klagen drohen Zudem sieht sich der Konzern mit möglichen Klagen von Aktionärsschützern konfrontiert. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) prüft, inwieweit das DAX-Unternehmen nach der massiven Abwertung seiner Immobilien wegen etwaiger Falschaussagen in seinen Börsenprospekten haftbar gemacht werden kann. Die DT wies den Verdacht zurück und betonte zugleich, Sommers Rücktritt stehe nicht zur Debatte.

SdK-Geschäftsführerin Reinhild Keitel sagte, es sei zu fragen, ob Sommer noch der richtige Mann am richtigen Platz sei. "Wenn er nicht in Kürze plausible Perspektiven vorweist, dann hat er auf dem Posten nichts mehr zu suchen", betonte Keitel. Die SdK in Stuttgart prüfe, ob bei den Kapitalerhöhungen der Telekom in den Jahren 1999 und 2000 entgegen besserem Wissen falsche Angaben im Zusammenhang mit dem Wert der Immobilien gemacht worden seien. Auch die Prospekthaftung wird unter die Lupe genommen. (vwd/dpa)