Die Siemens AG will ihr Mobilfunk- und Netzwerkgeschäft durch die Übernahme der US-Firma Efficient Networks verstärken, sieht durch den Aufbau der Breitband-Technologie und des Mobilfunks aber auch Ergebnisbelastungen auf die Sparte zukommen. Siemens werde den Aktionären des Anbieters von DSL-Breitbandzugangstechnologie ein Angebot im Gesamtwert von 1,5 Mrd. Dollar (1,6 Mrd. Euro/22,6 Mrd. S) unterbreiten, erklärte der Technologiekonzern am Donnerstag.Siemens muss leiden Siemens leide allerdings unter der momentanen Schwäche des Handy-Marktes, sagte Vorstandschef Heinrich von Pierer auf der Hauptversammlung laut Redetext. Prognosen für diesen Bereich seien schwierig. Die Siemens-Aktien reagierten mit moderaten Zuwächsen auf die Nachrichten. Am Vormittag lagen die Papiere mit einem Prozent im Plus bei 134,89 Euro (1.856,1 S). Im März vergangenen Jahres hatten die Siemens-Titel noch ein Jahreshoch bei 195,40 Euro erreicht. Statt 180 nur noch 12 Dollar Der Zukauf von Efficient, die im vergangenen Jahr mit rund 600 Mitarbeitern einen Umsatz von 394 Mill. Dollar erwirtschaftete, komme zum richtigen Zeitpunkt, sagte Roland Koch, der Chef der Siemens-Netzwerksparte ICN. Siemens biete den Aktionären einen Preis von 23,50 Dollar je Aktie. Im Mai 2000 hätten die an der US-Technologiebörse Nasdaq notierten Papiere noch rund 180 Dollar gekostet. Gegenüber dem Schlusskurs von Mittwoch bei 12,3/8 Dollar bezahlt Siemens einen Aufschlag von knapp 100 Prozent. "Wenn man sich die Chancen und die Substanz anschaut, denke ich, ist das ein fairer Preis", sagte Koch. Efficient ist DSL-Marktführer Efficient biete Netzwerkbetreibern Produkte für Firmen und Endkunden, um diesen den Breitbandzugang zum Internet zu ermöglichen und sei ein führendes Unternehmen auf dem Markt für DSL-Technologie, erläuterte der Bereichsvorstand. Zwar habe das Unternehmen im abgelaufenen Quartal (zum 31. Dezember) einen operativen Verlust von 8,6 Mill. Dollar verbucht und es entstünden für ICN auch Belastungen durch Abschreibungen auf den immateriellen Firmenwert (Goodwill). Siemens erhofft Einstieg ins US-Geschäft "Innerhalb der ersten zwei Jahre wird sich der Zukauf aber operativ rechnen", sagte Koch, ohne das weiter auszuführen. Weil Efficient rund 80 Prozent ihres Umsatzes in den USA erwirtschafte und gute Kontakte zu den amerikanischen Kunden habe, erwarte er für ICN einen großen Schub für das US-Geschäft. Alcatel und Cisco als Konkurrenz Mittelfristig wolle Siemens zu den führenden drei Anbietern im Markt für Breitbandzugangstechnik gehören, hieß es bei Siemens weiter. Hauptkonkurrenten auf diesem Gebiet sind der französische Technologiekonzern Alcatel und der US-Konzern Cisco. Die Übernahme muss noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Erhebliche Belastungen für das Unternehmen Trotz der Verstärkung auf dem Gebiet des Breitbandzugangs sieht Vorstandschef von Pierer auch Belastungen auf den Konzern zukommen. Das größte Arbeitsgebiet Informations and Communications, in dem das Mobilfunkgeschäft, die Netzwerktechnik und Dienstleistungen zusammengefasst sind, wachse zwar weiterhin erheblich, sagte der Firmenchef laut Redetext. "Der erfolgreiche Aufbau des Geschäfts in Zukunftsfeldern wie Internet Internet-Breitbandtechnologie und Mobilfunk kostet jedoch Kraft, und das Ergebnis wird dadurch zunächst noch belastet", fügte er hinzu. Das Arbeitsgebiet hatte im Geschäftsjahr 1999/2000 einen Umsatz von rund 26 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 1,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das nächste Geschäftsjahr wird schwächer Auch in dem Bereich Automation und Antriebe (A&D) gebe es Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung, sagte von Pierer. Die könne Siemens möglicherweise im nächsten Geschäftsjahr 2001/2002 (zum 30. September) zu spüren bekommen, auch wenn sich das Geschäft weiter auf hohem Niveau bewege. Für den Gesamtkonzern hielt von Pierer an seinen Prognosen für 2000/2001 fest, wonach Umsatz und Auftragseingang zweistellig und das Ergebnis überproportional steigen werde. Auf der Hauptversammlung sollen die Siemens-Aktionäre unter anderem über einen Aktiensplitt im Verhältnis 2:1, die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien und die Erhöhung der Dividende auf 1,40 Euro von einem Euro und einer zusätzlichen Sonderausschüttung von einem Euro entscheiden. (APA)