Hamburg/Berlin - Finanzexperten sehen Japan in der Krise. Nachdem Deutsche Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter bereits am Wochenende von Problemen der japanischen Wirtschaft sprach, sagte nun der Tokioter Goldman Sachs-Vizepräsident Kenneth Courtis dem "Manager-Magazin", die japanische Ökonomie steuere auf eine höchst bedrohliche Situation zu. Am Freitag hat dann die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat das langfristige Rating der japanischen Staatsschulden auf "AA+" von "AAA" gesenkt. Courtis: "Was Japan in den neunziger Jahren erlebt hat, waren nur kleine Krisen, gemessen an dem, was noch kommen wird." Er gehe davon aus, dass die Bankenkrise neu aufflammen werde und der Versicherungssektor zusammenbreche. Das Land habe die Internet-Revolution verpasst. "Die Deflation lähmt die Wirtschaft, und der Staat droht unter einem Schuldenberg zu ersticken. Eine tragische Situation", sagte Courtis. Erst in drei bis fünf Jahren werde sich Japan wieder erholen. Rating-Herabstufung S&P teilte am Donnerstag Abend in New York mit, diese Entscheidung hänge mit der schleppenden Fiskalreformen und den steigenden Schulden von Japan zusammen. Das Kurzfrist-Rating der in- und ausländischen Staatsschulden von Japan bleibe unverändert "A-1 Plus". Auch die Rating-Aussicht sei nach wie vor stabil. Nach der Rating-Herabstufung von langfristigen japanischen Staatstitel durch S&P hat Finanzminister Kiichi Miyazawa betont, dass keine Änderungen in der Fiskalpoltik des Landes geplant seien. In einem Pressegespräch am Freitag bezeichnete Miyazawa den Schritt von S&P als falsch und verwies auf steigende Anleihenkurse und sinkende Zinsen. Auch der neue Wirtschaftsminister Taro Aso sieht in Herabstufung keinen Anlass zu einem Wechsel in der japanischen Fiskalpolitik. Er unterstrich zudem, dass in erster Linie Inländer die Käufer von japanischen Staatsanleihen seien und Japan diesbezüglich nicht von ausländischen Investoren abhänge. (APA/AP)