Bern - Kühe, die positiv auf BSE getestet werden, sind vorher schon optisch als krank zu erkennen. In der Schweiz, nach Großbritannien das Land mit den meisten BSE-Fällen, wird ein einfaches Verfahren zur Früherkennung der Krankheit von den Bauern angewendet. Dadurch sind die Schlachthöfe auch nicht mit BSE-kranken Tieren konfrontiert, erläuterte der für BSE zuständige Wirtschaftsminister, Pascal Couchepin, am Donnerstag vor Journalisten. Symptome BSE-kranke Kühe geben plötzlich weniger Milch, zucken bei Lärm, Licht oder plötzlicher Berührung zusammen und halten sich beim Viehtrieb am Ende der Herde. Bauern, die ihre Tiere kennen, können auf Grund solcher Symptome praktisch immer kranke Tiere vor der Schlachtung und den BSE-Tests erkennen, so Couchepin. Vor wenigen Wochen sei zum ersten Mal bei einem BSE-Test im Schlachthaus ein krankes Tier entdeckt worden. Der Bauer, der es ablieferte, habe aber zugegeben, vorher schon verdächtige Zeichen erkannt zu haben. Das zeige, wie wichtig es sei, Bauern zur Meldung kranker Tiere zu motivieren, sagte der Minister. Unsinnig ganze Herde zu schlachten Aus Schweizer Sicht sei es auch aus diesem Grund unsinnig, ganze Herden zu schlachten, wenn ein Tier an BSE erkrankt. Ein Bauer, dem der Verlust seiner ganzen Herde drohe, sei versucht, einen BSE-Fall zu vertuschen. In der Schweiz werden dagegen nur der Geburtsjahrgang und die Nachkommen des kranken Tieres getötet (Kohorte). Dadurch teile sich der Verlust auf viele Bauern auf. Gegen flächendeckende BSE-Tests Couchepin hält auch nichts von flächendeckenden BSE-Tests, die in der EU üblich sind. Diese sprechen erst bei Tieren ab etwa 30 Monaten an. Das Fleisch, das im Geschäft verkauft wird, stamme aber von viel jüngeren Tieren, die noch nicht getestet werden können. Außerdem sei auch in BSE-kranken Tieren im Muskelfleisch noch nie der BSE-Erreger nachgewiesen worden. Couchepin möchte gerne flächendeckende BSE-Tests vermeiden, der öffentliche Druck dazu steige aber, räumte er ein. In der Schweiz werden jährlich etwa 8.000 BSE-Tests auf freiwilliger Basis durchgeführt. Seit 1990 ist das Verfüttern von Tiermehl an Wiederkäuer verboten, seit 2000 die Tiermehlverfütterung an alle Tiere. Seit 1996 wird Risikomaterial wie Hirn und gewisse Innereien verbrannt. Die Schweiz hatte im Vorjahr 33 BSE-Fälle. Im Zuge der aktuellen Krise ist der Rindfleischkonsum um rund acht Prozent zurückgegangen, vor allem in der deutschsprachigen Schweiz. Zwei neue BSE-Fälle in der Schweiz Im Schweizer Kanton Luzern sind zwei neue BSE-Fälle bekannt geworden. Damit sind in der Schweiz in den ersten sieben Wochen dieses Jahres fünf BSE-Erkrankungen aufgetreten. Der erste BSE-Fall dieses Jahres stammte ebenfalls aus Luzern. Vergangene Woche war der BSE-Befund bei einer im Wallis geschlachteten Kuh aus dem Kanton Freiburg bekannt geworden. Anfang diese Woche hatte der Berner Kantonstierarzt Berichte über eine an BSE erkrankte Kuh aus St. Stephan bestätigt.(APA)