Wien - Des einen Leid ist des anderen Freud - auch beim Absturz der türkischen Lira. Denn während die Türken am Donnerstag fassungslos dem Verfall ihrer Währung zusehen mussten, konnten sich Türkei-Touristen aus Mitteleuropa die Hände reiben: "Die Türkei-Urlaube werden durch die Währungskrise billiger", sagt Andreas Goldberg vom deutschen Zentrum für Türkeistudien. Doch nicht nur Urlauber profitierten von der Entwicklung. "Die Leidtragenden sind die Menschen in der Türkei", sagt Goldberg. "Sie haben eine Riesenwut auf ihre Politiker." Denn eine Auseinandersetzung zwischen Ministerpräsident Bülent Ecevit und Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer hatte die Finanzkrise ausgelöst, die schließlich die Regierung zu einer Notmaßnahme greifen ließ: Sie gab die seit 1999 geltende Bindung der eigenen Währung an Dollar und Euro auf - und die Lira stürzte um gut 20 Prozent nach unten. Aufwertung des Euro Dieser Absturz bedeutet im Gegenzug eine deutliche Aufwertung des Dollar und aller Euro-Währungen. Für sie gibt es jetzt in der Türkei mehr Lira und damit auch mehr Waren. Allerdings gilt dies nur für die Dinge des täglichen Bedarfs, die in Lira gehandelt werden. Größere Anschaffungen wie Kühlschränke, Autos oder gar Häuser müssen in der Türkei schon seit Jahren in Mark oder Dollar bezahlt werden. Dabei ändert sich also nichts. Diese Vorteile können natürlich auch die Touristen vor Ort mitnehmen. Zwar würden Flüge oder Pauschalreisen nicht billiger, betont Ingo Thiel vom Türkei-Reiseveranstalter Öger Tours. Denn mit den Fluggesellschaften und Hotels würden die Preise schon immer in Dollar oder Mark ausgehandelt. "Doch vor Ort wird der Urlaub nun noch günstiger." Dies betreffe unter anderem das Essen und die beliebten Souvenir-Einkäufe auf dem Basar. (APA)