Wien - Die Produktion in der heimischen Industrie wird heuer über das Jahr auf einem hohem Niveau bleiben, obwohl die Auftragseingänge seit einiger Zeit einen rückläufigen Trend ausweisen. Dies ist das Resümee, das Joachim Lamel, Syndikus der Bundessektion Industrie der Wirtschaftskammer, aus jüngsten Umfragedaten der 20 Fachverbände bei einer Pressekonferenz zog. Die Auslastung scheine gesichert, der Blick in die Zukunft sei aber zurückhaltender geworden. Ähnlich diskrepant ist das von Werner Clement, dem Leiter des industriewissenschaftlichen Instituts, gezeichnete Szenario des internationalen Konjunkturumfelds. Gerade im vergangenen Dezember habe die Industrie im Euro-Raum kräftig expandiert. In Deutschland etwa habe das Dezember-Plus in der Industrieproduktion im Jahresvergleich saisonbereinigt acht Prozent betragen. Wie weit damit die seit Mitte 2000 spürbare Abschwächung gebrochen ist, lasse sich aber noch nicht abschätzen. Klar ist immerhin, dass sich das internationale Konjunkturbild ausgehend von den USA eintrübt. Clement wollte eine harte Landung der US-Wirtschaft nicht ausschließen, weshalb er dem Finanzminister auch nahe legt, sich Spielraum für ein Eventualbudget zur Abfederung zu schaffen.

Die Industrie, so Lamel. spüre dies in einer abgebremsten Exportdynamik. Aber auch die Binnennachfrage zeige sich durch das Sparpaket geschwächt. Die Industrieproduktion werde daher heuer mit rund 4,5 Prozent um zwei Prozentpunkte schwächer wachsen als im Vorjahr, welches freilich ein zuletzt 1979 übertroffenes Rekordjahr war. Aber selbst in diesem Jahr nahm die Beschäftigung der Industrie kaum zu, heuer ist mit einem weiteren Schrumpfen zu rechnen. (jost, DER STANDARD, Printausgabe 23.2.2001)