Wien - 3,5 Milliarden Schilling jährlich ab dem Jahr 2005 soll eine tief greifende Reform der Finanzverwaltung bringen, die Finanzminister Karl-Heinz Grasser und sein Staatssekretär Alfred Finz am Donnerstag vorstellten. Ihr Kern: Statt bisher 79 Finanzämter solle es künftig zwischen 30 und 40 geben, die erweiterte Aufgaben und Kompetenzen haben, die übrigen, es könnten auch noch mehr werden, würden zu Filialen nach dem Zweigstellenmodell der Kreditinstitute. Sie sollen als Kundenservice-Zentren mit Teilverantwortungen beispielsweise für Arbeitnehmerveranlagung oder Familienbeihilfe geführt werden. Nach dem geplanten One-Stop-Shop, in dem der Bürger alle Amtsgeschäfte erledigen kann, würden sich die derzeit 104 Bezirksverwaltungsbehörden anbieten. Laut Grasser werden 1,8 Milliarden Schilling auf Einsparungen entfallen und 1,7 Milliarden Schilling durch Mehrerlöse lukriert werden. Der Personalstand von derzeit 10.964 Mitarbeitern werde um 1200 gesenkt werden, was durch den natürlichen Abgang bewerkstelligt werden könne, sagte der Finanzminister. 3000 Mitarbeiter sollten "umgeschichtet werden", also jene Zahl deren Abbau die Finanzgewerkschaft befürchtet hat. Während Grasser sagte, es gebe keine Meilensteine auf dem Weg bis zum Jahr 2005, sagte die Projektleiterin für die Reform im Finanzministerium, sie könne sich vorstellen, bereits in zwei Jahren etwa 700 bis 800 Millionen jährlich durch effizienteren Personaleinsatz lukrieren zu können. Vorsteuerabzug Auf ein gewaltiges Potenzial für den Fiskus wies der Chef der Steuersektion, Wolfgang Nolz, hin. Die Abschaffung des Vorsteuerabzugs könnte mehrere Milliarden bringen, weil dadurch Scheingeschäfte verhindert würden. Allein durch Insolvenzen gingen aus diesem Titel jährlich etwa zehn bis 20 Milliarden verloren. Dabei werden für fiktive Geschäfte Rechnungen gelegt, die Vorsteuer werde gleich abgezogen, wenn im Zuge einer Betriebsprüfung das geschäft enttarnt wird, ist die betroffene Firma oft schon insolvent und eine Rückforderung nicht möglich. Eine Teileinigung über die Abschaffung der Pragmatisierung konnten Grasser und Finz herbeiführen. Mit Ausnahme der Betriebsprüfer, so Finz, könne er sich mit einer Abschaffung anfreunden. Die von ihm genannte Summe von 30 Milliarden Schilling habe er nach dem Vorarlberger Modell errechnet, das aber darauf beruhe, dass der Umstieg vom Beamtentum mit wesentlichen finanziellen Anreizen verbunden sei. Mit veranschlagten Kosten von rund 30 Milliarden Schilling käme die sofortige Abschaffung zu teuer. Dieses Modell werde es aber auf Bundesebene nicht geben, betonten Grasser und Finz. (ha, DER STANDARD, Printausgabe 23.2.2001)