Ja, mach nur einen Plan und sei ein großes Licht, dann mach noch einen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht. Im Finanzministerium geht man nun mit großer Verve daran, dieses Brecht-Zitat zu falsifizieren. Die Finanzverwaltung soll reformiert werden, die Reform dem Fiskus 3,5 Milliarden Schilling jährlich bringen, je zur Hälfte durch Einsparungen und durch effizientere Eintreibung der Steuern. Kernstück ist die Konzentration der Aufgaben auf rund die Hälfte der bestehenden Finanzämter, die andere Hälfte und vielleicht noch weitere sollen als Filialen geführt werden. Wie die Zweigstellen bei den Kreditinstituten, wo man im Foyer 24 Stunden lang Geld abheben kann. Mit dem Unterschied, dass man in den Gebäuden der Bezirksverwaltungen, sobald EDV und Gesetzesvereinfachungen es möglich machen, Geld auf dem Weg über Steuererklärungen aufgeben kann.

Altgediente Beamte im Finanzministerium wie der Chef der Steuersektion, Wolfgang Nolz, können sich daran erinnern, dass schon Grassers Vor- und Vorvorgänger jenes Filialkonzept realisieren wollten, das nun eine Projektgruppe unter Führung der aus Kärnten ins Kabinett geholten Frau Magister Ilse Schmalz mit der Assistenz des Unternehmensberaters McKinsey entwickelt hat. Die Qualität des Plans ist bestechend und sicherlich den moderneren Grundsätzen der Unternehmensführung angepasst. Die Reform wird aber nicht an der Qualität des Plans, sondern an der erfolgreichen Umsetzung zu messen sein, die bereits in die nächste Legislaturperiode reicht. Es sind schon manche Hausherren gestorben, wenn sie versucht haben, den Widerstand von Landeshauptleuten und Bezirkskaisern zu brechen, die Vollfinanzamt und Bezirksgericht als unabdingbaren Bestandteil der regionalen Kultur betrachten. (DER STANDARD, Printausgabe 23.2.2001)