Linz - Eine Krankenschwester (Name der Redaktion bekannt) hat sie am eigenen Leib verspürt, die ihrer Meinung nach "unzumutbaren Arbeitsbedingungen" in Alten- und Pflegeheimen. Am Donnerstag erzählte sie - gemeinsam mit der grünen Landtagsabgeordneten Doris Eisenriegler - von ihrem Arbeitsleid, das nicht nur ihres sein soll.

Die Krankenschwester, die nach dreizehn Berufsjahren aus dem Pflegedienst ausgeschieden ist, sprach von schweren "körperlichen und psychischen Belastungen", ausgelöst durch Sparmaßnahmen und zu wenig Personal - sie habe bereits "Depressionen und Magersucht" bekommen. Es herrsche großer Druck seitens Kollegen und der Heimleitung. Kritik würde damit geahndet, dass man "zwangsversetzt oder gekündigt" werde.

Zudem habe man keine Zeit, sich um die Heimbewohner zu kümmern, sie würden mit Medikamenten ruhig gestellt. Man müsse im Nachtdienst bis zu 60 Pflegepatienten betreuen - nennt die Krankenschwester nur einen Teil der Probleme, mit denen sie konfrontiert gewesen sei.

Landesrat Josef Ackerl (SP) meinte, solche Probleme würden "punktuell" vorkommen, möglicherweise entstünden sie durch Unstimmigkeiten zwischen Heimleitung und Angestellten. Generelle Strukturfehler in den 107 Alten-und Pflegeheimen (gut 11.000 Plätze in Oberösterreich) sieht er nicht. Das würden Überprüfungen in den Alten- und Pflegeheimen bestätigen.

Es gelte die strenge Pflegeheimverordnung, die den Mindestpersonalstand definiere, der ohnehin nicht unterschritten werden dürfe. Alle - auch von den Grünen - angeprangerten Missstände seien verfolgt worden, die Vorwürfe hätten sich aber als haltlos erwiesen, erklärt Ackerl. Zudem sei das Personal in Oberösterreichs Heimen in den letzten Jahren um 1500 aufgestockt worden.

Abweisend reagiert auch der zentrale Verwalter des Sozialhilfeverbandes Linz-Land, Hermann Ferschner. Solche Aussagen seien schlicht "nicht wahr". Ferschner sieht in den Heimen nur insofern Personalprobleme, als man zu wenig qualifiziertes Personal bekomme, es gebe zu wenig Ausbildungsplätze. Durch den verstärkten Ausbau der Heime könne man die Posten kaum nachbesetzen. (aw,DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 2. 2001).