Moskau/Wien - Russland hat am Donnerstag nach harscher Kritik des Westens die Mittel zur vollständigen Rückzahlung aller in diesem Jahr fälligen Schulden beim Pariser Club der Gläubigerstaaten bereitgestellt. Die Regierung brachte einen Nachtragshaushalt durch das Parlament in Moskau, der 103 Milliarden Rubel (3,59 Mrd. Dollar/54,55 Mrd. S) zusätzlicher Mittel für den Schuldendienst einplant. Insgesamt wuchs das russische Budget um 166 Milliarden Rubel (5,79 Mrd Dollar), von denen ein Teil auch für soziale Zwecke verwendet werden soll. Für den Nachtragshaushalt votierten 295 der nominell 450 Abgeordneten der Staatsduma bei fünf Gegenstimmen. Russland schuldet dem Pariser Club nach eigenen Angaben insgesamt 47,8 Milliarden Dollar, davon stammen 38,7 Milliarden Dollar aus Sowjet-Zeiten. Allein in diesem Jahr muss Moskau 3,71 Milliarden Dollar an den Pariser Club zurückzahlen. Im Haushalt waren dafür bisher aber nur 1,3 Milliarden Dollar eingeplant. In dieser Woche zahlte Moskau knapp 500 Millionen Dollar zurück, die vor allem an den Hauptgläubiger Deutschland gingen. "Jetzt ist die Regierung bevollmächtigt, die Auslandschulden Russlands nach dem vorgesehenen Schema zu bedienen, darunter die für den Pariser Club", sagte Finanzminister Alexej Kudrin am Donnerstag. Die Zustimmung der zweiten Parlamentskammer, des Föderationsrates, müsse nicht abgewartet werden. "Wir können uns auf die politische Entscheidung der Duma stützen", sagte Kudrin. Zugesagt Er hatte den Finanzministern der Gruppe der sieben führenden Industrienationen G-7 auf deren Tagung in Palermo die Rückzahlung zugesagt. Die russische Regierung hatte in den vergangenen Wochen mehrfach signalisiert, dass der Schuldendienst wegen der schwieriger werdenden Wirtschaftslage ausgesetzt werden müsse. Dagegen verwies der Westen auf die Rekordeinnahmen Russlands durch den hohen Ölpreis und das Wirtschaftswachstum von 7,7 Prozent im vergangenen Jahr. Die Zusatzausgaben sollen durch Privatisierungseinnahmen sowie die Ausgabe von Anleihen finanziert werden. Die Abgeordneten legten jedoch fest, dass die Regierung große Privatisierungsprojekte nur mit Zustimmung des Parlaments betreiben dürfe. Im Streit um diese Klausel verließ die große kommunistische Fraktion die Duma. In einer ersten Lesung fiel der Gesetzentwurf durch. Der Vertreter von Präsident Wladimir Putin in der Duma, Alexander Kotenkow, drohte damit, den Kommunisten den Vorsitz in wichtigen Ausschüssen wegzunehmen. Gegenüber Österreich besteht die nächste Fälligkeit Russlands Ende März in Höhe von 1,2 Mrd. S. Dabei handelt es sich sowohl um Zinszahlungen als auch Tilgungen, hieß es Donnerstag Abend aus der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) auf APA-Anfrage. In den Folgequartalen 2001 hat Russland an Österreich je 54 Mill. Euro (knapp 750 Mill. S) zu zahlen, worin auch Kapitalraten inkludiert seien, die aus einem Ende 2000 ausgelaufenen Umschuldungsabkommen stammen. Bisher habe Russland alle Zahlungsverpflichtungen gegenüber Österreich - dabei handelte es sich ausschließlich um Zinsraten - eingehalten, betonte der OeKB-Sprecher. (APA/dpa)