Streaming & TV
Für Kirch sind die Verhandlungen um Fußballrechte gescheitert
ARD zu weiteren Gespräcjem über WM-Rechte bereit
Eine Austrahlung der
Fußballweltmeisterschaft 2002 im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen ist vielleicht doch noch möglich. Eine ARD-Sprecherin
bekräftigte am Freitag, der Sender sei immer noch an den
Fernsehrechten für die in Asien stattfindende WM interessiert
und zu Verhandlungen mit der Münchener Kirch-Gruppe[KRCH.UL]
bereit. Ein Kirch-Sprecher sagte zwar, dass für seinen Konzern
die Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF
am Dienstag zu Ende gegangen seien. Der Chef der bayerischen
Staatskanzlei, Erwin Huber, betonte aber, er habe Signale, dass
die Kirch-Gruppe wieder verhandlungsbereit sei.
Kirch, ARD und ZDF hatten am Mittwoch die monatelangen
Verhandlungen über die Vergabe der WM-Rechte für gescheitert
erklärt. Hauptstreitpunkt war ein Vorkaufsrecht für die
Fußball-WM 2006 gewesen, das Kirch ARD und ZDF nicht einzuräumen
wollte. Das Tunier ist für das werbefinanzierte Fernsehen
besonders attraktiv, weil es in Deutschland ausgetragen wird und
die Deutsche Nationalmannschaft automatisch qualifiziert ist.
Vor allem die ARD hatte auf ein gesichertes Vorkaufsrecht
bestanden. Zeitungsberichten zufolge hatte Kirch für die Rechte
an beiden Weltmeisterschaften 750 Millionen DM gefordert.
Ohne eine Einigung zwischen Kirch, ARD und ZDF würde eine
Fußball-WM erstmals seit Beginn der Übertragungen in Deutschland
nicht live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein.
"Wir sind weiterhin der Meinung, dass die Fußball-WM ins
öffentlich-rechtliche Fernsehen gehört", sagte eine Sprecherin
der ARD. Jetzt komme es auf die Kirch-Gruppe an. "Für uns sind
die Gespräche seit dem letzten Dienstag zu Ende", sagte dagegen
ein Kirch-Sprecher. Auf die Frage, ob diese Entscheidung
endgültig ist oder die Kirch-Gruppe bei Zugeständnissen von ARD
und ZDF noch gesprächsbereit wäre, wollte er jedoch keine
weiteren Angaben machen.
Die bayerische Landesregierung sieht jedenfalls noch Chancen
für neue Verhandlungen zwischen der Kirch-Gruppe und ARD und
ZDF. "Ich habe Signale, dass die Kirch-Gruppe weiter
verhandlungsbereit ist", sagte der Chef der bayerischen
Staatskanzlei, Erwin Huber, der "Süddeutschen Zeitung". Der
ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen zeigte sich eher skeptisch über
die Chancen, die Übertragungsrechte für 2006 doch noch zu
erhalten: "Wir laufen dem nicht hinterher. Aber man soll nie nie
sagen", sagte er der Zeitung. Zugleich kritisierte er die
Drohung der Kirch-Gruppe, nun den ARD-Radioreportern den Zugang
zu den WM-Stadien zu verwehren. "Mit so viel Chuzpe konnte doch
niemand rechnen. Das ist ja fast so, als ob Rache geübt werden
soll. Dass so nachgetreten wird, das hätte ich nicht gedacht",
sagte Pleitgen.
Kurt Beck, rheinland-pfälzischer Ministerpräsident und
ZDF-Verwaltungsratschef äußerte Bedauern über das Ende der
Gespräche. "Ich bedaure, dass sich die ARD nicht
zusammengefunden und mit dem ZDF ein Rechtepaket erworben hat.
Man hat die Linie nicht gesehen, an der solche Verhandlungen
ausgereizt sind", sagte er dem Magazin "Spiegel.
Kirch will nach eigenen Angaben nun mit den Privatsendern
RTL und Sat.1 über einen Verkauf der WM-Fernsehrechte
verhandeln. Sat.1 gehört zur Kirch-eigenen Senderfamilie
ProSiebenSat.1 AG. Eine Vereinbarung mit ARD und ZDF
hätte aber deshalb einen besonderen Reiz für die Kirch-Gruppe
gehabt, weil Kirch im Gegenzug die Rechte an den Olympischen
Spielen und der Fußball-EM von ARD und ZDF hätte kaufen können. (Reuters)