Wien - Nach der jährlichen Kalorienschlacht rund um Weihnachtskarpfen und Faschingskrapfen plagen spätestens zu Beginn der Fastenzeit so manch leidenschaftlichen Schlemmer Gewissensbisse. Besonders Eifrige setzen auf eine Radikaldiät, um die überschüssigen Kilos in möglichst kurzer Zeit abzuspecken. Doch extremes Abnehmen ist laut Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) nicht der beste Weg: Denn beim Schlankhungern verabschieden sich mit den Fettpolstern auch Muskelmasse und wichtige Körpereiweißstoffe. Gefährliche Nulldiät Vor allem die Nulldiät, bei der täglich nur zwei bis drei Liter an energiefreien Getränken (Wasser, Tee oder Mineralwasser) aufgenommen werden dürfen, strapaziert laut Experten den Organismus. Wenn die natürlichen Kohlehydratspeicher geleert sind, deckt der Körper seinen Energie- und Eiweißbedarf weitgehend aus dem Abbau von Körpereiweiß und "Depotfett". Durch die Mobilisierung von Körperfett kommt es zur Entstehung von Ketonkörpern, die vom Gehirn an Stelle von Zucker als Energiequelle herangezogen werden. Der Rest wird über die Niere abgegeben, wodurch sich die Harnsäureausscheidung reduziert. Eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut wirkt sich auf den Organismus belastend aus. Die Folge: Bei einer bestehenden Gichterkrankung kann es zu einem schmerzvollen Anfall kommen. Nur 43 Prozent Fettabbau Die Bilanz der Total-Kalorienverweigerung ist ebenso nüchtern wie der Magen: Wer vier Wochen durchhält, kann mit einem Gewichtsverlust von neun bis 14 Kilo rechnen - aber nur 43 Prozent davon gehen tatsächlich auf das Konto der ungeliebten Fettzellen. Als "Nebenwirkungen" können sich Kreislaufstörungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen einstellen. Ein totales Fasten sollte deshalb nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, rät der VEÖ. Modifiziertes Fasten ist sanfter Wer seine überschüssigen Kilos mit einer Molke- oder Safttrinkkur zum Schmelzen bringen will, tut dies unter ähnlichen Bedingungen wie bei einer Radikaldiät. Effizienter und angenehmer für den Stoffwechsel ist laut VEÖ das so genannte modifizierte Fasten: Dabei werden industriell hergestellte Diätprodukte - angeboten meist in Pulver- oder Granulatform - in Gestalt eines Drinks oder als Suppe konsumiert. Die tägliche Energiezufuhr liegt bei 400 bis 800 Kalorien am Tag, der Fettanteil beim Gewichtsverlust beträgt beachtliche 70 Prozent. Heilfasten Beim Heilfasten ist die Gewichtsabnahme ein - erfreuliches - Nebenprodukt: Nach drei bis vier Obst- oder Reistagen zur Entlastung des Organismus besteht die tägliche Ernährung aus Tee, Gemüsesuppe, Fruchtsaft und etwa zwei Liter Mineralwasser. Alle zwei Tage sollte der Darm mittels Einlauf entleert werden. Zuletzt ist ein dreitägiges "Fastenbrechen" - eine schonende Aufbauphase - angesagt. Allerdings wird auch bei dieser Variante Muskeleiweiß abgebaut. "Entschlacken" Von "Entschlacken" wollen die Experten beim Abnehmen nicht sprechen: Denn in einem gesunden menschlichen Körper gebe es keine Ansammlung von Schlacken und Stoffwechselprodukten. Die nicht verwendbaren Substanzen werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über Darm und Nieren "entsorgt". Fasten empfiehlt sich laut VEÖ jedenfalls als Impuls zur Änderung des Lebensstils oder zum Brechen mit alten Essgewohnheiten. Und erst dann bleiben die verlorenen Kilos auch auf längere Sicht verschwunden. (APA)