Palangkaraya/Indonesien - Der indonesische Präsident Abdurrahman Wahid hat Eliteeinheiten nach Borneo beordert, um die blutigen Kämpfe auf der Pazifikinsel zu stoppen. Die Gefechte weiteten sich am Montag weiter aus. Angehörige des indigenen Volkes der Dayak vertrieben mit Speeren und Macheten zugewanderte Maduresen aus ihren Verstecken in Wäldern, wohin sie vor der Gewalt geflohen waren, und zogen mittlerweile auch durch die Provinzhauptstadt Palangkaraya. Die Behörden gehen von rund 1.000 Toten aus, die meisten Maduresen. "Alle Maduresen, die in der Provinz bleiben, werden umgebracht", sagte Dayak-Kämpfer Azan Tein. "Sie respektieren unsere Kultur nicht. Entweder gehen sie oder sie sterben." Rund 15.000 Flüchtlinge blieben weiter umzingelt und warteten darauf, von den Behörden evakuiert zu werden. Die Gewalt breitete sich auf Palangkaraya aus, wohin sich viele geflüchtet hatten. Angehörige der Dayak brannten dort Wohnhäuser und Büros nieder und errichteten Straßensperren. Die zahlenmäßig unterlegenen indonesischen Sicherheitskräfte schritten nicht ein. Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono kündigte jedoch an, die Kämpfe würden "in den nächsten Tagen" stoppen. Zusätzlich zu den bisherigen 1.300 Mann würden weitere Truppen entsandt. Dies sei unabdingbar, erklärte Wahid nach einem Bericht der Zeitung "Jakarta Post" vom Montag auf einem Gipfeltreffen in Kairo. Erster Hilfsflug gelandet Auf Borneo ist ein erstes Militärflugzeug mit Hilfsgütern für die Opfer der gewalttätigen Zusammenstöße der vergangenen Tage gelandet. Die Maschine mit 14 Tonnen Nahrung, Medikamenten und Decken landete am Montagmorgen in Palangkaraya, der Hauptstadt der Provinz Kalimantan. Viele der Flüchtlinge hatten seit Tagen nichts gegessen. Bis Montagmorgen konnten nach Behördenangaben bereits 11.000 Flüchtlinge auf die indonesische Hauptinsel Java evakuiert werden. Die Dayak machen seit dem 18. Februar "Jagd" auf Einwanderer von der Insel Madura. Bereits 1999 waren Zuwanderer aus Madura das Ziel von Angriffen der Malaien und Dayak. Dabei wurden 3000 Menschen getötet und tausende vertrieben. Borneo ist zwischen Indonesien, Malaysia und Brunei geteilt. Ursache der Ausschreitungen ist das Umsiedlungsprogramm der indonesischen Regierung: Sie verteilte Bewohner der dichter besiedelten Hauptinseln auf weniger besiedelte Außeninseln. Während der vergangenen 20 Jahre wurden rund 650.000 Familien von Java, Madura, Bali und Lombok auf andere Inseln umgesiedelt. IKRK auf dem Weg nach Borneo Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) versucht, auf Borneo zu gelangen. Gleichzeitig lässt es den auf die Insel Java Geflüchteten Nothilfe zukommen. Rund 14.000 Menschen sind nach Schätzungen des IKRK derzeit auf der Flucht vor den Unruhen in der Provinz Kalimantan. Die Menschen versuchten, mit Schiffen der Marine oder Privatschiffen nach Java zu gelangen, sagte David Lynch vom IKRK in Jakarta auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Ziel der Flucht sei Surabaya auf Java, sagte Lynch weiter. Die lokale Regierung bringe die Menschen bei Familien unter. Das IKRK versuche derzeit, diese Menschen zu lokalisieren und ihnen Nothilfe zukommen zu lassen. Zu helfen versuche das IKRK auch in der Provinz Kalimantan selbst. Doch sei das Gebiet isoliert und der Zugang schwierig. Er hoffe, die ersten zusätzlichen Helfer könnten am Dienstag dort ankommen, sagte Lynch weiter. Bisher töteten die Ureinwohner der Dayak nach jüngsten Schätzungen bis zu 1000 Zuwanderer, die meist von der Insel Madura kamen. (APA/AP/sda/red)