Wegen des tätlichen Angriffs auf einen prominenten Journalisten ist der Direktor der tschechischen Nationalgalerie in Prag, Milan Knizak, politisch unter Druck geraten. Knizak hatte nach einem Interview für die linksliberale Tageszeitung "Pravo" (Prag) eine Autorisierung des Textes vor Veröffentlichung gefordert. Als der Redakteur dies verweigerte, versuchte Knizak mit Gewalt in den Besitz der Tonbandaufzeichnungen zu kommen, wie tschechische Tageszeitungen am Freitag berichteten. Erst die Polizei befreite den Journalisten Alexander Kramer aus Knizaks Büro. "Pravo" veröffentlicht Teile des Interviews Der Redakteur erstattete nach dem Zwischenfall sofort Anzeige. "Pravo" will am Samstag Teile des strittigen Interviews veröffentlichen. Nach tschechischem Recht sind Journalisten nicht verpflichtet, Interview-Texte vom Gesprächs-Partner gegenlesen zu lassen und nachträglich Änderungen am Wortlaut vorzunehmen. Vize-Premier Karel Brezina denkt über eine Entlassung Knizaks nach Das Verhalten des Nationalgalerie-Chefs hat bei Politikern aller Parteien Empörung ausgelöst. Vize-Premier Karel Brezina kann sich eine Entlassung Knizaks als Direktor der staatlichen Sammlung "als Strafe vorstellen". Kulturminister Pavel Dostal, der Knizak nominiert hatte, will vor einer möglichen Entscheidung erst die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchung abwarten. Knizak war in Streit um die Prager Franz- Kafka-Buchhandlung verwickelt Knizak, in den 60er Jahren ein sehr erfolgreicher Happening-Künstler und inzwischen Kunstprofessor, ist in Tschechien als extravagante und streitbare Persönlichkeit bekannt. International wurde Knizak im Zusammenhang mit dem Streit um die Prager Franz- Kafka-Buchhandlung bekannt, die einen Pachtvertrag mit der Nationalgalerie hatte. Knizak hatte den Pächtern im vergangenen Winter plötzlich gekündigt und später eine Zwangsräumung des Geschäfts verfügt. (APA/dpa)