Frankfurt - Auch an ihrem letzten Handelstag am Neuen Markt sind die Aktien des angeschlagenen Internet-Unternehmens Gigabell AG am Freitag erneut auf ein neues Rekordtief gefallen. In der Spitze verloren die Titel mehr als 32 Prozent auf 0,25 Euro und notierten damit 99,8 Prozent unter ihrem Rekordhoch von 131,56 Euro. "Gigabell ist das erste Unternehmen, das von uns die Zulassung entzogen bekommen hat", sagte eine Sprecherin der Deutschen Börse am Freitag. Die Deutsche Börse hatte am vergangenen Freitag das Verfahren zum Ausschluss eingeleitet, da Gigabell selbst nach "mehrfacher Ermahnung" keinen Geschäftsbericht zum dritten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres vorgelegt hatte. Damit hatte das finanziell angeschlagene Unternehmen gegen das Regelwerk des Neuen Marktes verstoßen. Händler begrüßten den bevorstehenden Ausschluss Gigabells vom Wachstumssegment. "Reines Zockerpapier" "Ich finde es gut, dass die Börse bei Gigabell durchgegriffen hat, sagte ein Händler. Gigabell sei ohnehin nur noch ein "reines Zockerpapier" gewesen, dass nicht gerade das beste Bild für den Neuen Markt abgegeben habe. Es sei zu hoffen, dass dies Signalwirkung für andere Unternehmen habe. Die Börse sei mit diesem Schritt auf dem richtigen Weg zu vertrauensbildenden Maßnahmen, sagte der Börsianer. Wäre nicht schlecht, wenn das weiter gehen würde", sagte ein anderer Marktteilnehmer. Die Gigabell-Aktie war erstmals am 11. August 1999 mit 42 Euro oberhalb des Ausgabepreises von 38 Euro am Neuen Markt gehandelt worden. Seinen Höchststand markierte das Papier am 8. März 2000 mit 131,56 Euro. An ihrem letzten Handelstag rangierten die Titel auf der Liste der meistgehandelten Werte auf dem elektronischen Handelssystem Xetra auf Platz sechs. Wer da noch aktiv sei, dem könne es eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung gehen, sagte ein Händler. "Der Wert ist platt", fügte er hinzu. Fortsetzung folgt "Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, die kein funktionierendes Geschäftsmodell haben und einfach nur Barmittel verbrennen. Wir werden noch mehr davon sehen", sagte Gariesh Sharma, Fondsmanager bei Merrill Lynch. Die Sprecherin der Deutschen Börse sagte, in der nun fast vierjährigen Geschichte des Neuen Marktes habe es bis zum Fall Gigabell kein von der Börse eingeleitetes Delisting gegeben. Gigabell hatte Mitte September wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Insolvenzverfahren beantragt. Insolvenzverwalter Pfeil hatte den Firmenmantel bei dieser Gelegenheit wegen der Verlustvorträge als "interessant" bezeichnet. Ende Oktober hatte der finnische Internetprovider Jippii für fünf Millionen Euro einen mehrheitlichen Anteil des operativen Geschäfts von Gigabell gekauft. Das Amtsgericht Frankfurt eröffnete am 1. November das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Gigabell wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Einige Tage später kündigte die Investmentbank HSBC Trinkaus & Burkhardt den Betreuervertrag für die Aktien der Gesellschaft. Eine geplante Übernahme der angeschlagenen Gigabell durch die Duisburger Software-Firma Microboss war nach Angaben von Microboss Anfang Februar gescheitert. (APA/Reuters)