Weiterbildung
Das Know-who entscheidet
Die Karrierechancen von Kommunikationsmuffeln sinken. Zunehmend werden interessenorientierte Communities zum Karrierekatapult.
Aufgrund des rasanten Veränderungstempos und der zunehmenden Komplexität der
Wirtschaft im Informationszeitalter steht reges Networking mit Partnern und
Kunden längst an der Tagesordnung. Das gezielte Knüpfen und Pflegen von Kontakten verheißt nicht nur Unternehmen Erfolg.
So hat die Personalknappheit etwa in den TIME-Branchen zu innovativen Recruiting-Methoden geführt: Mitarbeiter, die zu Headhuntern
in Sachen eigenes Team mutieren und Bekannte für die
Besetzung freigewordener
Stellen vorschlagen, sind keine Seltenheit mehr. Networking diene aber auch der
Performance im aktuellen Job,
meint Karin Schertler, Gründerin der deutschsprachigen
Dependance von "Webgrrls"
nach amerikanischen Vorbild.Netzwerke stellen einen unverzichtbaren Bestandteil einer erfolgreichen Karriereplanung dar,
die nicht nur Links nach oben,
sondern auch Sicherheit beim
Drahtseilakt Karriere bieten.
"Es ist sinnvoller, eine
Stunde über seine Karriere
nachzudenken, als einen Monat dafür zu arbeiten." So lautet die - ursprünglich
von den Rothschilds stammende - Philosophie der Manager-Lounge, die sich als Ziel
gesetzt hat, "Unternehmer in
eigener Sache" mit Unternehmen im deutschen
Sprachraum zusammenzubringen. "Netzwerke sind keine Einbahnstraße, sondern
basieren auf dem Gegenseitigkeitsprinzip von Rat, Hilfe
und Unterstützung", konstatiert Kirsten Wolf in ihrem
Buch "Karriere durch Networking". Wer selbst nie Eigeninitiative an den Tag lege
und nur darauf warte, angerufen zu werden, riskiere, als
Karteileiche aus den Mitgliedslisten gestrichen zu
werden. "Es darf weder Gewinner noch Verlierer geben",
meint Peter Schnedlitz, Professor für Marketing und Handel an der WU Wien und Leiter des WU Alumni Clubs, der
in Anlehnung an angloamerikanische Traditionen gegründet wurde. Die Gründe für die
zunehmende Bedeutung darin, dass "in einer technisch
vernetzten Gesellschaft die
menschliche Komponente"
wieder wichtiger werde.
Seine Fähigkeiten selbst richtig einzuschätzen, entscheide oft über den Erfolg im
Networking, betonen die beiden Berliner Berufsstrategen
Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader. Zu viel Bescheidenheit sei ebenso fehl
am Platz wie übertriebenes Eigenlob.
Schließlich habe der Ansprechpartner seinen Ruf
zu verlieren, wenn er jemanden ungeeigneten empfiehlt.
Und wer mit dem Satz "Ich
brauche einen Job. Wissen Sie
vielleicht einen für mich?"
Annäherung sucht, wird auf
wenig Gegenliebe stoßen.
"Networking stellt aber keinen Ersatz für Kompetenz
dar", ersticken die Karriereexperten und -coaches Hesse
und Schrader falsche Hoffnungen im Keim. Angesichts
der enormen Folgekosten von
Fehlbesetzungen würde sich
kein Arbeitgeber für einen
Kandidaten entscheiden, der
nur ein beeindruckendes Beziehungsnetz aufweisen kann.
"Eine gute Ausbildung und
profundes Fachwissen gelten
als Selbstverständlichkeit",
ergänzt die Management-Trainerin Ulla Dick. Entscheidend sei jedoch nicht mehr
das Know-how, sondern das
Know-who: "Es kommt nicht
darauf an, wen Sie kennen,
sondern darauf, wer Sie
kennt." Dem weit verbreiteten
Irrtum, nur Kontakte mit Führungskräften seien erfolgsversprechend, halten Hesse und
Schrader entgegen, dass Networking dann wohl nur wenigen helfen könne. Vielmehr
sei jeder einzelne im eigenen
Bekanntenkreis potenziell
von Bedeutung.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Networking liege weniger darin, möglichst vielen
Netzwerken beizutreten, sondern eher darin, durch Kommunikationsfreudigkeit und
Aufgeschlossenheit eigene
Netzwerke aufzubauen.
Johanna Zugmanns nächste
KarriereLounge
"Netzwerke" findet am 16.3. statt. Infos Ulrike Gutsch Tel. 01/531 70-232.