Gujarat - Lange verschollene Flussläufe
wurden vermutlich durch das schwere Erdbeben im Nordwesten Indiens
wieder freigelegt. Wie das Wissenschaftsmagazin "New Scientist"
berichtet, sollen nach den
Erschütterungen der Stärke 7,7 auf der Richter-Skala bis zu zwei Meter
hohe Wasserfontänen aus dem Boden geschossen sein, die längst
ausgetrocknete Flussbetten wieder mit Wasser versorgten.
Im Laufe der Geschichte wurde diese Region häufig von Erdbeben
heimgesucht wurde, da sich hier die Spannungen durch die Kollision der
indischen und asiatische Platte entladen. Dabei verschwanden ehemalige
Flüsse vor Jahrhunderten in aufgerissenen Erdspalten. Zuletzt geschah
dies 1819, als ein 100 Kilometer langer Spalt einen Arm des Indus
verschluckte. Bereits vor 4000 Jahren soll der Legenden behaftete Fluss
Saraswati nach einem Erdbeben verschwunden sein. Beide Wasserläufe
scheinen nun wieder den Weg aus unterirdischen Kanälen an die
Oberfläche gefunden haben.
Bestätigt werden diese folgenreichen geologischen Änderungen in der
meist trockenen Region durch Satelliten-Aufnahmen. Aktuelle Bilder
zeigen drei wasserführende Kanäle, die auf Aufnahmen vor dem
Januar-Beben nicht sichtbar waren. Nach Aussage des indischen
Geologens Janardhan Negi vom Geophysikalischen Institut in Heiderabad
seien diese Kanäle der "einzige Silberstreif am Horizont" für diese stark
zerstörte Region. Doch die Hoffnung, dass eine ehemals trockene Region
als blühende und fruchtbare Landschaft wieder auferstehen könnte, wird
etwas getrübt. Denn bisher seien in den neuen Gewässern große
Salzmengen gelöst. Ob die weitere Versorgung aus dem Untergrund
ausreiche, Süßwasserflüsse entstehen zu lassen, bleibt abzuwarten.(pte)