Europa
Außenminister Cem: Keine Regierungskrise in der Türkei
Außenminister erwartet rasche Währungsstabilisierung - Ferrero-Waldner gegen Zeitrahmen für EU-Annäherung
Ankara - Trotz des massiven Wertverlustes der türkischen Währung Lira von fast 40 Prozent in den vergangenen zwei Tagen ist der türkische Außenminister Ismail Cem nicht beunruhigt. "Die Situation ist ziemlich unter Kontrolle. Ich erwarte eine Stabilisierung in zwei bis drei Tagen", sagte Cem am Freitag in Ankara nach einem Gespräch mit Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. Auch politische Auswirkungen fürchtet Cem nicht: "Es gibt keine Regierungskrise in der Türkei".
Die türkische Regierung hatte Donnerstag Früh nach einer zwölfstündigen Krisensitzung die Freigabe der Währung beschlossen. Bisher war die Lira an einen Korb von Hartwährung wie Dollar und Euro gebunden. In der folge brach der Wert der Lira ein: Am Donnerstag verlor sie 28,5 Prozent, am Freitag 8,5 Prozent gegenüber dem Dollar.
"Schmerzhafte Folgen"
Die Währungskrise war auch ein Gesprächsthema zwischen Cem und Ferrero-Waldner. Wie die Außenministerin anschließend betonte, habe sie Cem beruhigt, dass der Höhepunkt der Krise bereits überwunden sei. In den nächsten Tagen erwarte man in Ankara eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) um Stabilisierungsmaßnahmen zu besprechen. Grundsätzlich sei es aber immer mit "schmerzhaften Folgen" verbunden, ein Land aus hohen Inflationsraten zu holen, meinte Ferrero-Waldner.
Zur Annäherung der Türkei an die EU sprach sich Österreichs Außenministerin gegen eine fixen Zeitrahmen aus. Die Türkei stehe erst am Anfang des Weges und es sei nun nicht sinnvoll, "Forderungen von außen zu erheben". Die EU habe mit der Zuerkennung des Kandidatenstatus und der Zustimmung zu einer Beitrittspartnerschaft ihre Versprechen eingelöst. Nun liege es an der Türkei, die erforderlichen Reformen vorzunehmen. (APA)