Helsinki - Die Langlaufnation Finnland steht nach der Enthüllung vier neuer Dopingfälle bei der WM im heimischen Lahti und einem umfassenden Geständnis durch Cheftrainer Kari-Pekka Kyrö am Mittwoch schwer unter Schock. Bei der Bekanntgabe der positiven Proben in Helsinki gab Kyrö zu, dass in der finnischen Mannschaft mit Wissen verantwortlicher Funktionäre bewusst verbotene Mittel zur Senkung von Hämoglobinwerten benutzt worden sind. Der internationale Ski-Verband (FIS) wird erst nach Eingang des Berichts aus Finnland über Sanktionen entscheiden, kündigte FIS-Sprecher Christian Knauth an.Eine Katastrophe für Finnland Verbandschef Paavo Petäjä erklärte: "Diese Ereignisse sind eine Katastrophe für den finnischen Sport und den Skisport. Sie sind beschämend für uns." Petäjä teilte mit, dass zwei der vier positiv getesteten Sportler die Erlaubnis zur Veröffentlichung gegeben hätten, während die beiden anderen bis zum Ergebnis der noch nicht vorliegenden B-Probe nicht genannt werden wollten. Positiv getestet wurden die finnische Langlauf-Legende Harri Kirvesniemi, nach dem das Maskottchen in Lahti benannt worden war, und Milla Jauho. In finnischen Medien waren zuvor auch der erfolgreichste und populärste finnische Langläufer Mika Myllylä sowie die Läuferin Virpi Kuitunen genannt worden, die Gold im 5-km- Verfolgungsrennen gewonnen hatte. Das Geständnis Bei einer Pressekonferenz erklärte Kyrö zur Anwendung von Doping: "Als Cheftrainer muss ich mich dafür entschuldigen, dass wir versucht haben, Erfolge mit falschen Methoden zu erreichen, und das auch noch im eigenen Land." Kyrö, der vor der WM eine Tasche mit verbotenen Präparaten an einer Tankstelle vergessen hatte, beschuldigte auch andere Mannschaften, die seit einem Jahr verbotenen Mittel zur Blutverdünnung benutzt zu haben. Er sagte: "Einige unserer Athleten erzielten damit so gute Resultate, dass wir uns entschlossen, sie ebenfalls und weiter zu verwenden. Wir haben uns auch zu versichern versucht, dass wir dabei nicht erwischt werden." Im Tonfall eines reuigen Sünders und mit versteinertem Gesicht klagte Kyrö sich selbst und namentlich nicht genannte Kollegen mehrfach an, den "guten Namen von Spitzensportlern ruiniert zu haben". Verbandschef Petäjä versicherte dagegen erneut, die eigentliche Verbandsspitze habe nichts von der Anwendung von Doping in der eigenen Mannschaft gewusst. Ein Schock für die Öffentlichkeit In der finnischen Öffentlichkeit schlugen die neuen Doping- Enthüllungen und Selbstanklagen Verantwortlicher wie eine Bombe ein. "Das ist für uns, als wenn in Deutschland oder England die Fußball- Nationalmannschaft nach dem gewonnenen WM-Finale des Betrugs überführt würde", sagte ein Zuschauer in Helsinki bei der von allen TV-Stationen direkt übertragenen Pressekonferenz. "Katastrophe, Katastrophe" hieß es vom Professor über den Taxifahrer bis zu den Polizisten, die die beispiellose Pressekonferenz vor den Toren der finnischen Hauptstadt bewachten. (APA/DPA)