Wien - Der kroatische Staatspräsident Stipe Mesic ist zu einer Entschuldigung für die Vertreibung der Serben aus der Krajina bereit, wie er in einem Interview in der am Montag erscheinenden Ausgabe von "FORMAT" erklärte. Auf eine entsprechende Frage sagte Mesic laut einer Aussendung des Magazins: "Ich bin dazu bereit, mich bei allen Opfern des Krieges zu entschuldigen".
Gleichzeitig wiederholte Mesic seine Position, wonach es in erster Linie darum gehen muss, schuldige Einzelpersonen vor Gericht zu stellen: "Ich glaube aber tatsächlich daran, dass es im Moment wichtig ist, die Schuld zu individualisieren und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Denn was hätten wir davon, wenn sich heute jemand im Namen von Serbien bei den Kroaten entschuldigt und gleichzeitig spazieren die Massenmörder von Vukovar frei in den Straßen von Belgrad herum?"
Mesic übte in dem Interview auch scharfe Kritik daran, dass in Kroatien über ein Jahr nach der politischen Wende eine umfassende Abrechnung mit der autoritären Tudjman-Ära nicht stattgefunden hat: "Ich bin der Meinung, dass mit dem Tudjmanismus bisher viel zu milde abgerechnet wurde. Kroatien muss sich ganz klar davon lossagen, denn unter Tudjman war Kroatien kein Rechtsstaat. Das Land wurde nicht durch Gesetze, sondern durch Kumpanei regiert. Und viele, die dafür verantwortlich sind, laufen noch immer frei herum. Ich werde Initiativen stärken, die dazu dienen, härter als bisher mit dem Tudjmanismus abzurechnen", so Mesic. (APA)