Nahost-Konflikt
49 Tage Gefängnis für Israeli nach Todesschuss auf Palästinenser
Bub war auf dem Schulweg - Soldaten praktisch nie vor Gericht
Tel Aviv - Ein israelisches Militärgericht hat jetzt einen Soldaten zu 49 Tagen Militärgefängnis verurteilt, weil er unter Missachtung der Armee-Anweisungen einen palästinensischen Jugendlichen erschossen hat. Wie die Tageszeitung "Haaretz" am Sonntag in ihrer aktuellen Internet-Ausgabe berichtet, hatte der Soldat am 3. Februar den 14-jährigen Ibrahim El Amub im Süden des Gaza-Streifens durch einen Bauchschuss tödlich verletzt. Die Untersuchung ergab, dass der Bub sich auf dem Weg zur Schule befand und keinerlei Bedrohung für die Soldaten darstellte.
Seit Beginn des Aufstands in den Palästinenser-Gebieten sind nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds 367 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen und 11.650 zum Teil schwer verletzt worden. Die Zahl der israelischen Opfer liegt bei 61.
Obwohl der israelischen Armee zum Teil auch in Israel die Anwendung exzessiver Gewalt gegen die Palästinenser vorgeworfen wurde, sind seit Ende September 2000 nur fünf Fälle untersucht worden, in denen Soldaten die Missachtung der Schießanweisungen der Armee vorgeworfen wurde. Lediglich in wenigen Fällen seien Soldaten wegen solcher Vergehen zu einigen Tagen Haft verurteilt worden. Kein einziger Armeeangehöriger sei bisher wegen der Erschießung von Palästinensern vor ein ordentliches Gericht gebracht worden, berichtete "Haaretz". (APA/dpa)