Taipeh - Experten schließen eine militärische Konfrontation zwischen der Volksrepublik China und Taiwan zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Doch die Kontrahenten beidseitig der Taiwan-Straße nutzen nun, nachdem der Konflikt an der Taiwan-Straße anfangs von den Tageszeitungen am Festland und in Hongkong geschürt worden war, die neuen Medien für eine erbitterte psychologische Kriegsführung. Der Cyber-War im Internet ist eine Realität geworden. Rotchinesische Flagge auf taiwanesischen Web-Sites Nachdem vor einer Woche die rotchinesische Flagge und das eindeutige Statement "Taiwan ist ein untrennbarer Teil Chinas und wird es immer bleiben" auf mehreren Dutzend Web-Seiten von taiwanesischen Regierungsstellen und auch jener des Parlaments von Taipeh auftauchten, schlugen jetzt taiwanesische Hacker zurück. Mehrere High Tech-Internetseiten auf dem Festland wurden geknackt und mit der Nationalflagge Taiwans sowie mit verschiedenen provokativen Slogans, wie etwa "Wir erobern das Festland zurück", versehen. Web-Seiten kommunistischer Organisationen zeigten kurzfristig die vier taiwanesischen Präsidentschaftskandidaten mit Hinweisen auf die freien Wahlen im Jahr 2000, und auch die bei Jugendlichen der Inselrepublik äußerst populären Cartoon-Figuren "Hello Kitty" und "Pocket Monster" konnten Computernutzer in der Volksrepublik bestaunen. Psychokrieg Die gegenseitigen Einbrüche in die Computernetze beunruhigen allerdings die taiwanesischen Behörden. Die Angst vor dem Diebstahl sensibler Daten und Sabotageakten ist groß. Noch größer sind allerdings die Befürchtungen, was die Auswirkungen des Psychokrieges angeht. Diese sind nicht unbegründet, wurden doch ein Sturz der Aktienkurse und ein Währungsverfall ausgelöst, als die Web-Seite der Stadtverwaltung von Changhou in der Festlandprovinz Fujian vergangene Woche den Abschuss eines taiwanesischen Kampfflugzeuges meldete. Weitere, die Bevölkerung verunsichernde Falschmeldungen sind jederzeit möglich - und sie müssten nicht einmal aus Peking kommen. Die Behörden der Republik China vermuten, dass etliche Computer-Einbrüche in Taiwan von eigenen Hackern ausgeführt wurden. Eine Gefahr vor der eigenen Haustür zeigten zuletzt auch Parlamentarier in einer Pressekonferenz in Taipeh auf. Die staatliche Nachrichtenagentur der Volksrepublik China, Xinhua, hat eine Taiwan.com-Internet-Seite auf der Homepage ihrer China.com-Web-Seite eingerichtet, die von Taipeh aus betrieben wird. Für den unbedarften Nutzer sind Herkunft und Finanzierung dieser Seite nicht klar, er könnte sie durchaus als eine taiwanesische missverstehen, was ja auch von den Betreibern beabsichtigt ist. Die Parlamentarier fordern daher dringend ein internationales Gerichtsverfahren, das China die Benutzung des Namens Taiwan auf seinen Web-Seiten verbieten und somit eine Irreführung des Publikums verhindern soll. (APA)