Teheran - "Das ÖKI" bedeutet etwas im Kulturleben Teherans, auf alle Fälle mehr, als man der von den Österreichern geführten kleinen Villa im Norden der Stadt ansieht. Rein verwaltungstechnisch gibt es das Österreichische Kulturinstitut gar nicht mehr, es wurde im Zuge der Sparmaßnahmen des Wiener Außenministeriums als Kulturabteilung der Botschaft angegliedert. Trotzdem darf es jetzt nach längerem Hin und Her auch wieder den Namen ÖKI tragen, nach außen hin ist die Umstrukturierung nicht wahrnehmbar, sagt Martina Javidnia-Ehlers, die Leiterin der Sprachabteilung. Den Verlust des stadtbekannten Logos "hätten die Iraner nicht verstanden". Der Enthusiasmus ist spürbar, nicht nur bei Ehlers, sondern auch bei den iranischen Mitgliedern der Theatergruppe, die gerade eintreffen, um Elias Canettis Komödie der Eitelkeiten zu proben. Auch Schnitzler und Nestroy - mit selbst gedichteten Couplets - wurden schon auf die Bühne gestellt. Das ÖKI kann weiters mit einem Chor aufwarten, Spezialität Weihnachtslieder, wie ja überhaupt die zahlreichen Musikveranstaltungen des Instituts auf allergrößte Resonanz stoßen - manche Programme muss man mehr als einmal geben, um die Nachfrage halbwegs zu befriedigen. Und mit 1600 Studenten platzt die Sprachabteilung mit ihren vierzig Kursen (dazu kommen noch Sonderveranstaltungen) pro Semester aus allen Nähten, es könnten noch mehr sein. Dabei ist das ÖKI nicht so konkurrenzlos, wie es das einmal war: 1987 mussten nach einer Khomeini-Persiflage von Rudi Carrell im deutschen Fernsehen die Sprachkurse des deutschen Goethe-Instituts eingestellt werden, über Nacht waren die Österreicher die einzigen Anbieter von Deutschkursen. Laut Ehlers gab es buchstäblich "Schlägereien um die Plätze", auf einmal hatte man anstatt 200 mehr als tausend Studenten und Studentinnen unterzubringen. Erst vor fünf Jahren meldete sich Deutschland mit Sprachkursen zurück. Ende der Koedukation Aber das deutsche Sprachinstitut ist dem Schulressort unterstellt, während für das ÖKI das iranische Kulturministerium zuständig ist, und das macht offensichtlich einen gewissen Unterschied: Vor kurzem wurde bei den Deutschen die Koedukation eingestellt, es gibt keine gemischten Klassen mehr. Die Österreicher ärgern sich ein wenig, dass da vielleicht zu früh dem Druck nachgegeben und ein Präzedenzfall geschaffen wurde, sie berufen sich darauf, dass Koedukation ja auch an den iranischen Universitäten üblich sei. Übrigens sind die Studentinnen leicht in der Überzahl. Vor dem Amtsantritt von Präsident Mohammed Khatami gehörten Interventionsversuche der iranischen Behörden zum Alltag des Kulturinstituts, es war auch durchaus üblich, dass die Revolutionswächter vor der Haustüre auf die Studenten und Studentinnen warteten. Das ist - zumindest vorläufig - vorbei. Ehlers betont, es werde großer Wert darauf gelegt, dass in den Kursen ernsthaft gearbeitet werde, bei aller Bedeutung des ÖKI als sozialem Treffpunkt für die meist jungen Leute. Die lehrenden Damen treten übrigens ohne im Iran obligatorisches Kopftuch vor die Klassen, immerhin befindet man sich quasi auf österreichischem Boden. Die Studentinnen hingegen bleiben brav bedeckt, darauf achtet man schon, um sich keinen Ärger - und einen Vorwand für Behördenmaßnahmen - einzuhandeln. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 2. 2001)