Wien - In Zeiten nach unten schwankender Aktienbörsen und steigender Anleihenrenditen können Mischprodukte beider Anlagekategorien ihren Charme entwickeln. Das internationale Investmenthaus Goldman Sachs hat kürzlich die Vorzüge der Wandelanleihen gelobt und den Zwitterprodukten aus Aktien und Anleihen einen jährlichen Return von 20 Prozent zugerechnet.

"Zehn Prozent", korrigiert Gerold Permoser, Investment-Manager bei der Siemens-Tochter Innovest, überzogene Erwartungen. Dass Unternehmen sich Geld via Emission von Convertibles besorgen und der Markt sie aufnimmt, zeigt die Statistik: Vor sieben Jahren lag das Emissionsvolumen in Europa bei rund 59 Mrd. Dollar, im Jahr 2000 schon bei 135 Mrd. Dollar.

Im Prinzip funktionieren Wandelanleihen so, dass eine Anleihe unter bestimmten Bedingungen in Aktien gewandelt werden kann. Ausgestattet mit der festen Rückzahlungsverpflichtung, kommt der Anleger dabei einerseits in den Schutz der Anleihenobligation (fixe Verzinsung, fixer Rückzahlungskurs), hat aber gleichzeitig das Recht, bei einem etwaig steigenden Aktienkurs mit zu profitieren.

Bleibt der Aktienkurs des emittierenden Unternehmens tief, dann behält der Wandler die Natur einer festverzinslichen Anleihe. Steigt der Aktienkurs, dann wechselt der Wandler seinen Charakter in Richtung Aktie. Sobald der Aktienkurs den Ausübungspreis (Wandelschwelle) überschritten hat, kann der Investor seinen Wandler in Aktien des Unternehmens tauschen. Diese Option verteuert den Preis einer Wandelanleihe gegenüber der Aktie des Unternehmens (üblich sind rund zehn bis 40 Prozent).

Ausschlaggebend ist also die Entwicklung des Basiswertes. Damit kommt der Investor bei Direktinvestitionen aber in praktisch dieselben Bewertungsprobleme wie bei Einzelaktienengagements. Außerdem stellt sich bei Einzelinvestments in Convertibles heraus, dass der Markt im Vergleich zu Aktien viel weniger liquide ist. Damit haben Fonds gute Karten in der Hand, was die Angebotspalette derzeit bereichert.

Das jüngste Produkt auf dem Markt ist der erste österreichische Convertible-Fonds für Privatanleger von der Innovest. Ab 2000 Euro ist der Einstieg möglich, drei Jahre wird das Halten empfohlen, der Ausgabeaufschlag beträgt vier Prozent. Dem Finanzamt ist derzeit Kapitalertragsteuer abzuliefern.(Karin Bauer, der Standard, Printausgabe, 26.02.2001)