Laramie - Viele Tierarten der nördlichen Hemisphäre verbringen die Wintermonate im Kälteschlaf, der mitunter ein halbes Jahr und länger dauern kann. Die Körperfunktionen sind während dieser Zeit auf ein Minimum herabgesetzt, zugleich findet aber natürlich auch so gut wie keine Muskelbewegung statt. Würden Menschen ihre Muskeln mehrere Monate lang nicht beanspruchen - etwa in der Schwerelosigkeit des Weltraums -, dann verkümmerte ihre Muskulatur. Bei Bären ist dies jedoch nicht der Fall: sie haben offensichtlich erfolgreiche Gegenstrategien entwickelt. Ein Forscherteam der University of Wyoming um Henry Harlow untersuchte nordamerikanische Schwarzbären und fand heraus, dass diese am Ende ihres halbjährigen Winterschlafs die gleiche Anzahl und Größe von Skelettmuskelzellen besitzen wie davor. Sie verloren nur 23 Prozent der Kraft ihrer Beinmuskulatur - beim Menschen wären es unter diesen Umständen 90 Prozent. Harlow und sein Team vermuten, dass die Bären den Muskelschwund im Zaum halten, indem sie Harnstoff wieder in Proteine umwandeln, ihre Muskulatur durch Zittern stimulieren oder Proteine von anderen Körperregionen in die Muskeln umverteilen. Aus einem genaueren Verständnis dieser Mechanismen hoffen die Forscher in Wyoming langfristig medizinische Behandlungsmethoden für Muskelschwund bem Menschen ableiten zu können. (Nature/red)