Kairo/London - Eine zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen gedachte Maßnahme der städtischen U-Bahn in Kairo hat jetzt die Geschlechter-Debatte in Ägypten wieder neu entfacht. Ein Ägypter beruft sich auf die formale Gleichheit zwischen Männern und Frauen vor dem Gesetz und will nun die Transportgesellschaft wegen "Diskriminierung" klagen, sollte sie nicht innerhalb von 60 Tagen eigene U-Bahn-Waggons für Männer bereitstellen, berichtet BBC-Online. Derzeit können Frauen, wenn sie es wünschen, eigene nur für Frauen reservierte U-Bahn-Waggons benützen, um besser vor sexuellen Übergriffen geschützt zu sein. Der in Kairo ansässige Anwalt Atef Khedr fühlt sich durch diese seit mehreren Jahren bestehende Maßnahme jedoch persönlich diskriminiert. Nach eigenen Angaben war er vor kurzem unabsichtlich in einen dieser für Frauen reservierten Waggons eingestiegen und umgehend äußerst unhöflich hinauskomplimentiert worden. Khedr beschwert sich nun, dass Frauen sowohl "eigene" Waggons hätten, als auch in den übrigen gemischten Waggons erwarteten, dass die Männer aufstehen und ihre Sitze zur Verfügung stellen. Der mögliche Kläger der Metro-Gesellschaft hat jedoch noch weiter gehende Probleme mit dem anderen Geschlecht: Die ägyptischen Frauen seien ihm im allgemeinen zu "fordernd" geworden. "Frauen in Ägypten sind Doktoren, Universitätsprofessoren und in Zukunft könnte ihnen sogar erlaubt werden, Richter zu werden. Es gibt keine Unterscheidung mehr zwischen Männern und Frauen". Derzeit dürfen Frauen in Ägypten nicht das Richteramt ergreifen. Auch wenn dieses Lamento bei vielen Kommentatoren in Kairo mit Gelächter quittiert wurde, stecke dahinter ein ernsterer Gesichtspunkt, meint die Soziologin Mediha al-Safty. Manche Männer würden sich von der Entwicklung in Ägypten hinsichtlich der Rolle der Frauen "bedroht" fühlen. "Diese Männer sagen, jetzt habt ihr alle eure Rechte, nun ist es Zeit für uns, die Gleichberechtigung zu fordern - aber sie haben ja alle ihre Rechte, denn wir leben nach wie vor in einer männlich dominierten Gesellschaft". Ein - männlicher - Journalist habe trotzdem sarkastisch die Schaffung eines Nationalen Rates für Männer gefordert, nachdem im vergangenen Jahr ein derartiges Gremium für Frauen eingerichtet worden war. Und derartige Forderungen und Polemiken würden weitergehen, obwohl etwa erst im vergangenen November das Höchstgericht entschieden hatte, dass Ehefrauen auch gegen den Willen ihres Ehemannes verreisen und das Land verlassen können. Erkämpft wurde diese Entscheidung vom Nationalen Frauenrat Ägyptens. (APA) SERVICE: Informationen im Internet unter http://www.bbc.co.uk,