Inland
Verein "echo" will Migranten mobilisieren
Einwanderer sollen für nicht-rassistische Politik stimmen
Wien - Zu einer bestimmenden Kraft im Wiener
Gemeinderatswahlkampf will Bülent Öztoplu vom Wiener Jugend-, Kultur-
und Integrationsverein "echo" die Zuwanderer in der Bundeshauptstadt
machen. Mit dem Slogan "Nutze dein Recht" fordert "echo" vor allem
die Jugendlichen der zweiten und dritten Generation dazu auf, bis zum
25. März einen "Rassismus-Check" der kandidierenden Parteien zu
machen und ihre Stimme für eine nicht-rassistische Politik abzugeben.
"Politik hat immer mit Opportunismus zu tun", so Öztoplu. "Wenn die Parteien merken, dass sie mit
rassistischen Aussagen nicht nur Wähler gewinnen, sondern auch die
Stimmen der Migranten verlieren, dann werden sie vielleicht ihre
Einstellung zu den so genannten Ausländern ändern." Der Verein "echo"
hat zu diesem Zweck gemeinsam mit "gettoattack", der Initiative
Minderheiten und ANAR (Austrian Network Against Racism) die Wiener
Wahl Partie (WWP) gegründet. Mit Plakaten, Broschüren und
Veranstaltungen werden dabei die Jugendlichen aufgefordert, "im
Interesse eines gleichberechtigten Lebens in dieser Stadt bei der
Wahl mitzuentscheiden", so Öztoplu.
Rund 80 Prozent der zweiten und dritten Einwanderergeneration
haben laut Öztoplu die österreichische Staatsbürgerschaft. Die damit
verbundene "demokratische Kraft" werde aber vielfach nicht genutzt.
"Bei vielen ist eine Entfremdung von der Politik festzustellen,
manche wenden sich dem Fundamentalismus oder dem Nationalismus zu",
meinte der "echo"-Vertreter. Dies führe zu einem Festschreiben des
Status quo, denn "von anderen können wir keine antirassistische
Vernunft erwarten, die muss von uns selbst kommen".
"echo" will vor allem für die jugendlichen Migranten Lobbyarbeit
leisen. Wichtig sei dabei, sich vor Vereinnahmungen zu schützen und
zu allen politischen Fraktionen die gleiche Distanz zu halten: "Bei
diesem Thema haben alle Parteien einen Nachholbedarf. Rassismus gibt
es nicht nur in der FPÖ." Auffällig sei, dass in Österreich von
Ausländern immer nur Dankbarkeit eingefordert werde. "Ich frage mich,
wofür. Wir arbeiten hier, wir zahlen Steuern, und trotzdem werden wir
benachteiligt. Dankbarkeit kann es nur in einer gleichberechtigten
Situation geben."
Um eine solche Gleichberechtigung zu erreichen, fordert Öztoplu
unter anderem das kommunale Wahlrecht für Nicht-Österreicher, den
Beschluss eines Österreich weiten Antidiskriminierungsgesetztes,
einen Staatsbürgerschaftsanspruch für alle, die in Österreich geboren
wurden, gleiche Chancen am Arbeitsmarkt und in der Berufsausbildung,
eine Öffnung von Beamtenposten für Migranten und mehr Freiräume für
Jugendliche "ohne Konsumzwang und Diskriminierung". Die in Wien
kandidierenden Parteien forderte er auf, sich zu diesen Forderungen
zu bekennen. "Wir wollen Fakten sehen", so Öztoplu. (APA)