Wien - Ein einkommensabhängiges "Karenzgeld Plus" soll nach dem Willen der ÖGB-Frauen das von der Regierung geplante "Kindergeld für Alle" ersetzen. Die Karenzzeit soll demnach auf zwei Jahre ausgedehnt werden, nach Einkommen gestaffelte Zulagen sollen das Karenzgeld von derzeit 5.600 auf bis zu 15.000 Schilling erhöhen. Mindestbezug wäre der Ausgleichszulagenrichtssatz (Existenzminimum) von 8.437 Schilling. - "Ein Modell, das auch mehr Väter motivieren könnte, in Karenz zu gehen", wie ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits bei einer Pressekonferenz am Montag meinte. Derzeit drohen karenzwilligen Männern laut Csörgits Einkommenseinbußen von bis zu 75 Prozent. Der ÖGB-Vorschlag gilt allerdings nur für unselbständig Erwerbstätige. Über Unternehmerinnen und Bäuerinnen, die derzeit das halbe Karenzgeld bekommen, sollten sich deren Interessensvertreter Gedanken machen, meinte Csörgits. Mit dem ÖGB-Modell sei garantiert, dass das Karenzgeld weiterhin eine Versicherungsleistung bleibe und keine Familienleistung werde. Kündigungsschutz auf 28 Wochen ausgeweitet Beim Kindergeld, das nach dem Willen der Regierung ab 2002 das Karenzgeld ablösen soll, seien noch zahlreiche Fragen offen, betonte die stellvertretende ÖGB-Frauenchefin Christine Gubitzer (FCG). Der Kündigungsschutz für junge Mütter sei derzeit ungeklärt, ein Recht auf Teilzeitarbeit ("ein ganz wichtiges Mittel zur Vereinheitlichung von Beruf und Familie") sei nicht vorgesehen. Im ÖGB-Modell würde der Kündigungsschutz dagegen auf 28 Wochen erweitert. Die Finanzierung des "Karenzgeld Plus" würde sowohl aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) als auch aus der Arbeitslosenversicherung erfolgen: Das Basis-Karenzgeld (5.600 Schilling) käme zu 100 Prozent aus dem FLAV. Die Kosten für die Ausweitung auf zwei Jahre lägen laut ÖGB-Berechnungen bei 4,5 Milliarden Schilling. FP-Zierler: "Karenzgeld Plus bedeutet gewaltiges Minus" "Kommt überhaupt nicht in Frage", lautet die Reaktion von FPÖ-Generalsekretärin Theresia Zierler auf das vorgeschlagene "Karenzgeld Plus". Das ÖGB-Modell bedeute im Vergleich zum Kindergeld ein Jahr weniger Karenz. Hausfrauen, Studentinnen, Bäuerinnen und Selbstständige würden davon überhaupt nicht profitieren, so Zierler am Montag in einer Aussendung. Konkret verwies Zierler darauf, dass der ÖGB-Vorschlag wieder nur für unselbstständig Erwerbstätige gelte. Die lapidare Bemerkung der ÖBG-Frauenvorsitzenden Renate Csörgits, "um Unternehmerinnen und Bäuerinnen sollten sich doch deren Interessensvertreter Gedanken machen", sei ein Schlag ins Gesicht dieser Frauen. Studentinnen würden im übrigen komplett vergessen. Die vom ÖGB vorgeschlagene Ausweitung der Karenzzeit auf zwei Jahre sei angesichts der von der Regierung geplanten dreijährigen Karenzzeit "ein geschmackloser und schlechter Scherz". "In Summe bedeutet das ÖGB-Modell 'Karenzgeld Plus' ein gewaltiges Minus für Mütter und Väter", so Zierler. (APA)