Europa
ai: Weltweiter Handel mit Elektroschockwaffen wächst
Mehr als 150 Unternehmen handeln mit Elektroschockgeräten - Handel läuft auch über Österreich
London/Wien - Ein neuer Bericht der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) dokumentiert: Weltweit handeln mehr als 150 Unternehmen mit
Elektroschockgeräten. Die USA spielen dabei die domnierende Rolle, doch auch europäische Unternehmen mischen mit. Und der Handel läuft auch über Österreich.
In dem Montag veröffentlichten Bericht "Stopping the Torture Trade" dokumentiert amnesty international den wachsenden Handel mit Folterwerkzeugen. So ist die
Zahl der Firmen, die Elektroschockgeräte herstellen oder vertreiben seit 1980 von 30 auf über 150 im Jahr 2000 angestiegen. Die Menschenrechtsorganisation
kritisiert, dass vielen Regierungen der politische Wille fehlt, Produktion und Export von Geräten, die zu Folterzwecken eingesetzt werden können, einen wirksamen
Riegel vorzuschieben.
"In den 70er Jahren waren lediglich zwei Firmen bekannt, die mit Hochspannungs-Elektroschockwaffen handelten. Heute sind es weltweit mehr als 150," stellt ai
fest. In den vergangenen zwei Jahren hat amnesty international in 22 Ländern die Produktion von oder den Handel mit Elektroschockwaffen registriert. Die führende
Rolle im weltweiten Handel mit den Elektroschockern spielen die USA mit 97 Produzenten oder Anbietern. Aber etwa auch in Deutschland bieten rund 30 Firmen
solche Ausrüstung an. Der Handel der Elektroschockgeräte führt auch über Österreich.
Handschellen und Tränengas
"Elektrizität spricht jede Sprache. Sie braucht keine Übersetzung. Jeder Mensch hat Angst vor Stromschlägen und das zu Recht," so Dennis Kaufmann, Direktor von
Stun Tech Inc., einer US-amerikanischen Firma, die Elektroschockgürtel herstellt. Diese Gürtel, die mit einer Fernbedienung ausgelöst werden, jagen einen
Stromstoß von 50.000 Volt durch den Körper. Die Elektroden befinden sich in der Nähe der Nieren und fügen dem Opfer große Schmerzen zu.
Elektroschockgeräte werden in vielen Ländern eingesetzt, um Gefangene zu foltern, weil sie kaum sichtbare Spuren am Körper des Opfers hinterlassen.
Neben diesen Geräten werden aber auch herkömmliche Sicherheitsausrüstungen wie Handschellen oder Tränengas eingesetzt, um Gefangene oder politische
Oppositionelle zu misshandeln. In Kenia warf die Polizei Tränengasgranaten in eine Kirche, in der Teilnehmer einer friedlichen Demonstration Schutz gesucht hatten.
In den USA ist der Einsatz von Pfefferspray von Gerichten als übertriebene Gewaltanwendung verurteilt worden. Trotzdem verwendete die Polizei 1999 in Seattle
Projektile, die bei ihrem Aufprall Pfefferspray freisetzen, um Demonstrationen aufzulösen.
Teil dieses Wirtschaftszweigs ist auch der Transfer von Know-how. In den USA wurden in der "School of the Americas" zwischen 1982 und 1991 zahlreiche
Militärs aus lateinamerikanischen Staaten ausgebildet. Zu den Inhalten gehörten Hinrichtungen, Folter, Schläge und Erpressung. Frankreich hat das für Folterungen
berüchtigte Regime des Präsidenten von Togo Eyadéma in ähnlicher Weise unterstützt und sogar einen hochrangigen Polizeioffizier, der von der togolesischen
Menschenrechtskommission wegen der Folter an vier Personen angeklagt war, mit einem Orden dekoriert.
Im Rahmen der Kampagne "Aktiv gegen Folter" fordert ai, die Herstellung und den Handel mit Geräten wie Elektroschockgürteln, Fußeisen oder gezähnten
Daumenfesslen zu verbieten. Private Anbieter von Dienstleistungen für Sicherheitskräfte müssen effizient kontrolliert werden und der Einsatz und Export von
Ausrüstung wie Elektroschock- oder Pfeffergaswaffen sofort gestoppt werden. (APA)