Europa
Den Haager UNO-Tribunal: 25 Jahre Haft für bosnischen Kroaten Kordic
Bosnischer Kroaten-Führer politisch für Massaker in Ahmici verantwortlich
Den Haag - Der frühere stellvertretende Führer der bosnischen Kroaten, Dario Kordic (40), ist am Montag vom Haager Kriegsverbrechertribunal zu 25
Jahren Haft verurteilt worden. Der Mitangeklagte Mario Cerkez (41), Kommandant einer bosnisch-kroatischen Einheit im zentralbosnischen Vitez, muss für 15 Jahre
hinter Gitter. Kordic ist der erste hochrangige Politiker, der vom UNO-Tribunal wegen Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien verurteilt wurde.
Die Richter befanden beide der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den Jahren 1992 und 1993 für schuldig. Kordic sei politisch
verantwortlich für das Massaker bei dem zentralbosnischen Dorf Ahmici, bei dem mehr als 100 Moslems ermordet wurden. Frauen und Kinder seien bei lebendigem
Leibe in ihren Häusern verbrannt worden. Cerkez war dem Urteil zufolge an den Angriffen auf mehrere Dörfer in der Region von Vitez aktiv beteiligt. Beide Männer
beteuerten ihre Unschuld.
Der Vorsitzende Richter Richard May nannte den 40-jährigen Kordic einen "effektiven politischen" Kommandanten" zur Zeit des Bosnienkrieges (1992-1995) in der
Region, in der die meisten Verbrechen begangen worden seien. Dennoch habe die Kammer befunden, dass Kordic nicht "zu den höchsten Führungsebenen der
Verfolgungskampagne" gegen Zivilisten gehört habe.
Druck auf Milosevic
Der 41-jährige Cerkez, der im Tatzeitraum eine Brigade der bosnisch-kroatischen Einheiten leitete, habe "seine Rolle in der Verfolgungskampagne" gespielt, sagte
Richter May weiter. Der Prozess war einer der längsten in der Geschichte des Tribunals. Er hatte April 1999 begonnen und 240 Verhandlungstage gedauert; die
Prozessakten umfassen fast eine halbe Million Seiten.
Del Ponte wollte noch im Tagesverlauf mit der schwedischen Außenministerin Anna Lindh, Abgesandten des Justizministeriums und der Oberstaatsanwaltschaft
sprechen, wie die schwedische EU-Präsidentschaft in einer Erklärung mitteilte. Dabei sollte über Maßnahmen befunden werden, wie der Druck auf Jugoslawien zur
Auslieferung Milosevics erhöht werden könne. Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica hat mehrfach eine Auslieferung des Ex-Staatschefs abgelehnt, aber eine
Strafverfolgung innerhalb Jugoslawiens in Aussicht gestellt. (APA/dpa)