Stuttgart - Die amerikanische Sparte des Automobilkonzerns DaimlerChrysler rutschte im zweiten Halbjahr 2000 in eine tiefe Krise. Milliarden-Verluste und Absatzschwierigkeiten bei der angeschlagenen Chrysler Group führten zu Turbulenzen. Werksschließungen, umfassender Stellenabbau aber auch sinkende Kurse und Schadensersatzklagen waren die Folge. 16. November: Entgegen früheren positiven Prognosen gibt DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp für das dritte Quartal 2000 einen Verlust von umgerechnet einer Mrd. DM für die US-Auto- Marke bekannt. Das schlechte Quartalsergebnis führt zu Konsequenzen im Spitzenmanagement der US-Gesellschaft. Chrysler-Chef Jim Holden muss seinen Posten für das deutsche Vorstandsmitglied Dieter Zetsche räumen. Weitere amerikanische Manager werden entlassen. 27. November: DaimlerChrysler Großaktionär Kirk Kerkorian klagt gegen den Konzern auf Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 18 Mrd. DM (9,20 Mrd. Euro/126,6 Mrd. S). Hintergrund sind der anhaltend schwache Aktienkurs (Tiefstand 42,70 Euro) und der Austausch von Spitzenmanagern. Mit der Klage wirft der Aktionär Schrempp vor, den Zusammenschluss der Unternehmen 1998 fälschlicherweise als "Fusion von Gleichen" bezeichnet zu haben. 28. November: Nach der Milliardenklage ziehen weitere Anleger vor Gericht. Eine Anwaltskanzlei reicht im Namen aller Chrysler-Aktionäre eine Sammelklage ein, die ihre Papiere im Zuge der deutsch- amerikanischen Fusion verkauften. Wenige Tage später werden weitere Sammelklagen eingereicht. Der Vorwurf: Wertpapierbetrug. 2. Dezember: Schrempp weist Forderungen nach einer Trennung des Automobilkonzerns von der Chrysler Group zurück. Zuvor hatte Chrysler wegen der Absatzprobleme angekündigt, in mehreren der zwölf Fabriken in den USA und Kanada wochenweise die Produktion auszusetzen, um Lagerbestände abzubauen. 5. Jänner: Angesichts der Schwäche des US-Automarktes und der schwierigen Lage der US-Konjunktur kündigt Chrysler für das erste Quartal 2001 einen drastischen Rückgang der Automobilproduktion um 26 Prozent unter den entsprechenden Vorjahreswert an. Bis zum März sollen nur noch 678.000 Fahrzeuge gebaut werden. 29. Jänner: Der neue Chrysler-Chef Zetsche kündigt in Detroit einen massiven Stellenabbau und Werksschließungen bei dem angeschlagenen amerikanischen Konzernteil an. Mit 26.000 Mitarbeitern soll in den nächsten drei Jahren jeder fünfte Beschäftigte von der Sanierung betroffen sein. Sechs Fabriken sollen bis 2002 stillgelegt werden. Das Unternehmen erwartet auch für das vierte Quartal 2000 einen Verlust von umgerechnet insgesamt 2,7 Mrd. DM. (APA/dpa)