Kosovo
EU lehnt Unabhängigkeit Montenegros ab
Djukanovic: "Man kann den Trend nicht mehr aufhalten"
Brüssel - Die EU hat sich deutlich gegen eine Unabhängigkeit der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro ausgesprochen. "Wir wollen ein
demokratisches Montenegro in einem demokratischen und reformierten Jugoslawien", sagte EU-Außenkommissar Chris Patten am Montag in Brüssel nach einer
Begegnung mit dem montenegrinischen Präsidenten Milo Djukanovic. Die EU stimme in diesem Punkt nicht mit dem Spitzenpolitiker überein. Dieser hatte die
Souveränitätsbestrebungen und die Abhaltung eines Referendums erneut verteidigt: "Man kann den Trend nicht mehr aufhalten".
Der gemeinsame Beauftragte für die Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, äußerte sich am Rande des EU-Außenministertreffens in der gleichen Richtung: "Wir
sind gegen einseitige Maßnahmen, gleich von welcher Seite." Eine Abtrennung Montenegros sei nicht wünschenswert. Die EU hat Montenegro mit Millionenhilfen
unterstützt.
"Beziehung verbessern"
Djukanovic erklärte, das Vorhaben diene nicht dazu, die Lage auf dem Balkan zu destabilisieren. Vielmehr sei das Ziel, die Beziehungen zur jugoslawischen Teilrepublik
Serbien zu stärken und zu verbessern. Djukanovic plant im Sommer eine Volksbefragung zur Unabhängigkeit. Diese wird von der jugoslawischen Führung abgelehnt, da
sie fürchtet, dass in deren Sog auch die serbische Unruhe-Provinz Kosovo und weitere Gebiete in der Region ihre Unabhängigkeitsbestrebungen verstärken. Auch
westliche Staaten haben Montenegro aufgefordert, in der Bundesrepublik Jugoslawien zu verbleiben.
Der Präsident sagte, es sei unmoralisch und ungerecht, das Schicksal des montenegrinischen Volkes an die regionalen Probleme im Kosovo zu binden, für die niemand
eine Lösung habe. Seinen Worten zufolge unterstützen rund 60 Prozent der Montenegriner die Unabhängigkeit, dagegen seien es bei der letzten Volksbefragung 1992
nur zehn Prozent gewesen. "Der Geist ist aus der Flasche", sagte Djukanovic. Der Plan sieht einen lockeren Staatenbund mit Serbien vor. Geplant sind eine gemeinsame
Währung, gemeinsame Verteidigungstruppen und offene Grenzen. (APA/dpa/Reuters)