Boston - Erstmals ist es Forschern am Massachusetts Institut of Technology in Boston gelungen, einen künstlichen Fisch mit echten Muskeln in Bewegung zu setzen. Dass man Muskeln elektrisch zur Kontraktion bringen kann, wusste schon Luigi Galvani, der sich 1786 über ein zuckendes Froschbein wunderte. Aber die MIT-Gruppe um H. Herr (Institut for Biomechatronics) war die erste, die sich dieses Wissen nutzbar machte. Sie baute einen Roboter in Fischform, dem auf jeder Längsseite ein Froschmuskel eingesetzt wurde. Am Muskel sitzende Sehnen wurden an Nase und Schwanz des Fischs angenäht. Ein eingebauter Mikroprozessor schließlich sendete elektrische Signale an die Muskeln, die sich abwechelnd zusammenzogen und so den Fisch bewegten. Der Fisch schwamm in einer Glukoselösung, aus der die Muskeln die benötigte Energie bezogen. Biologische Muskeln haben allerdings einen kleinen Nachteil: Sie halten außerhalb des Körpers nur ein paar Stunden. Andere Forscher arbeiten deshalb an Muskeln aus Polymerfibern, die sich auch unter Strom zusammenziehen, allerdings leicht oxidieren. Das MIT-Team schwört daher auf Bio und will nun Muskeln im Labor züchten. Ihre Lebensdauer soll durch einen Magen im Fisch verlängert werden, der sie besser mit Glukose versorgt. Und wozu das Ganze? Das Forschungsgeld stammt aus dem Pentagon, von der Defense Advanced Research Projects Agency. Forschungsziel ist der Bau von "Exoskeletten", Prothesen-Anzügen, die Soldaten eines Tages schneller laufen, höher springen oder mehr Waffen tragen lassen. (New Scientist, 21.2.) (hk) (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27.2.2001)