Wien - Schweden will den informellen EU-Gipfel Ende März in Stockholm nicht von der Krise in der europäischen Landwirtschaft überschatten lassen. "Wir haben nicht vor, eine Diskussion über die budgetären Folgen der BSE-Krise zu führen", stellte Ministerpräsident Göran Persson am Dienstag in Wien nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel klar. Statt dessen sollen eine "europäische Strategie zur Biotechnologie", Maßnahmen gegen die drohende Überalterung, die Liberalisierung des Gas- und Elektrizitätsmarktes in der EU und die Beziehungen zu Russland erörtert werden. Bei der Biotechnologie gehe es vor allem darum, innerhalb der EU Ressourcen für die Forschung frei zu bekommen. Parallel dazu müsse eine Diskussion über die ethischen und moralischen Aspekte der Technologie geführt werden, sagte Persson. "Ein gravierendes Problem" Als zweiten Schwerpunkt will Schweden die Beschäftigung in Europa unter geänderten demographischen Verhältnisse erörtern. "Im sozialen Bereich haben wir ein gravierendes Problem vor uns", erklärte der EU-Ratsvorsitzende weiter. In jedem EU-Mitgliedsland zeichne sich ein Mangel an Arbeitskräften durch immer niedrigere Geburtenraten ab. Dies habe gravierende Auswirkungen auf die Gesundheits- und Sozialsysteme sowie die östlichen Finanzen in den EU-Ländern. Auf die Frage, ob er Überlegungen des belgischen Außenministers Louis Michel unterstütze, bei einem Sieg der Mitte-Rechts-Opposition von Silvio Berlusconi EU-Sanktionen gegen Italien zu verhängen, verwies Persson auf das beim EU-Gipfel von Nizza beschlossene Verfahren bei einer Verletzung von Grundwerten durch ein Mitgliedsland der Union. "Wir müssen uns an dieses Prozedere halten", betonte der schwedische Ministerpräsident. Bundeskanzler Schüssel sagte Persson seine Unterstützung für das schwedische EU-Vorsitzprogramm zu. Österreich habe großes Interesse, dass das Thema Umwelt als durchgängiges Prinzip im EU-Vertrag "konkret wird". Mit den Schwerpunkten Bildung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie bringe Schweden Themen zur Sprache, "die die Bürger wirklich interessieren", lobte Schüssel. "Wir unterstützen auch vollinhaltlich das (EU-)Erweiterungsprogramm der schwedischen Präsidentschaft", sagte der Bundeskanzler weiter. Österreich werde hier aber seine "Anregungen" zur Förderung von Grenzregionen oder zu einer dauerhaften Verkehrsregelung für den Alpenraum vorbringen, fügte er hinzu. (APA)