Peking - Chinas Regierung hat die Kultbewegung Falun Gong für den Selbstmord von 239 Menschen verantwortlich gemacht. Auf einer Pressekonferenz in Peking sagte Liu Jing vom Regierungsamt zur Kultbekämpfung am Dienstag, nach "sehr unvollständigen Statistiken" hätten sich 136 Mitglieder vor dem Verbot der Bewegung in China im Juli 1999 umgebracht, 103 weitere danach. Er machte Falun Gong für den Tod von insgesamt 1660 Menschen verantwortlich, da sich Anhänger bei Krankheiten weigerten, Medizin zu nehmen, oder einige auch Familienangehörige getötet hätten, bevor sie Hand an sich gelegt hätten. Die Veröffentlichung der Zahlen ist ein weiterer Höhepunkt der seit einem Monat intensivierten chinesischen Propagandakampagne gegen Falun Gong. Die USA hatten China erst am Vortag in ihrem jährlichen Menschenrechtsbericht wegen der Unterdrückung der Bewegung kritisiert. Liu Jing berichtete, die chinesische Regierung betrachte die Zugehörigkeit zu dem Kult als Sucht - ähnlich einer Drogensucht. "Zehntausende Familien wurden zerstört." Auch verteidigte er die Umerziehung von Kultmitgliedern in Arbeitslagern. Die Selbstmordopfer seien durch den "Irrglauben" des in den USA lebenden Sektenführers Li Hongzhi und die "geistige Kontrolle, die über sie ausgeübt wird", in den Tod getrieben worden. Die Bewegung lasse die Menschen "den Glauben ans Leben aufgeben". China hatte vor dem Verbot des Kults nach offiziellen Zahlen zwei Millionen Falun Gong-Mitglieder, möglicherweise aber deutlich mehr. 60 Prozent sind nach einer Untersuchung ältere Menschen mit niedrigen Pensionen, berichtete das Magazin "Xinwen Zhoukan" des China News Service unter dem Titel "Den Glauben verloren". Es sei ein Warnsignal, dass viele Anhänger Mitglieder der Kommunistischen Partei seien. Nach 1949 habe der Marxismus die Köpfe der Menschen erobert, aber in der Kulturrevolution (1966-76) sei der Glaube an den Kommunismus durch die Personenverehrung Mao Tsetungs abgelöst worden. (APA/dpa)