Geschlechterpolitik
Prammer stellt Forderungen an Männerabteilung
'Halbe-Halbe' und Väter-Karenz, aber nicht auf Kosten der Frauenprojekte
Wien - Ex-Frauenministerin und jetzige SPÖ-
Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer stellt an die neue
Männerabteilung im Sozialministerium konkrete Forderungen: "Die
Männerabteilung soll sofort die Kampagne für 'Halbe-Halbe' wieder
aufnehmen und sich für Väter-Karenz einsetzen". Grundsätzlich dürfe
die neue Abteilung nicht auf Kosten der Frauenprojekte finanziert
werden, warnte Prammer Dienstag nacht in der "ZiB3" des ORF.
Mit der 1996 gestarteten Kampagne "Ganze Männer machen Halbe-Halbe" hatte Prammers Vorgängerin im Frauenministerium, Helga Konrad (SPÖ), die gerechte Aufteilung von unbezahlter Hausarbeit und Kinderbetreuung zwischen den Partnern gefordert.
Prammer betonte, dass die Gesellschaft in Österreich nach wie vor
männlich dominiert sei. "Wer sich heute hinstellt und sagt, die Frauen sind gleichberechtigt und haben die gleichen Chancen, der verkennt die Situation oder will sie nicht sehen".
Dies werde etwa bei den großen
Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern, der mangelnden
Vertretung von Frauen in Spitzenpositionen sowie bei der Hausarbeit
und Kindererziehung sichtbar. Obwohl Väter-Karenz seit zehn Jahren
möglich sei, würden erst eineinhalb Prozent der Väter tatsächlich in
Karenz gehen. Unter der neuen Regierung seien Frauenprojekte
finanziell gefährdet, aber für eine Männerabteilung sei plötzlich
Geld da, kritisierte sie.
Pree über Haupt-Initiative erfreut
Erfreut über den Haupt-Beschluss zeigte sich hingegen Edgar Pree von der Aktion "Recht des Kindes auf
beide Eltern": Nach "30 Jahren sozialistischer Frauenkampfpolitik"
werde endlich erkannt, dass die Menschheit nicht nur aus Frauen und
deren Anliegen bestehe. Obwohl die Caritas den Slogan "Armut ist weiblich" verbreite, seien in Wirklichkeit fünf mal mehr Männer als Frauen von Obdachlosigkeit betroffen. In Wien würden 50 Mill. S für Frauenhäuser aufgewendet, nun werde erstmals die Lage der Männer untersucht. Seiner Ansicht nach könnte man jedoch die neu geschaffene Männerabteilung auch einsparen, wenn dann allerdings auch die Frauensektion eingespart werde.
Der von Minister Herbert Haupt (F) designierte Leiter der neuen
Männerabteilung im Sozialministerium, Johannes Berchtold, hatte nach
Angaben der Moderatorin die Einladung ins "ZiB"-Studio ausgeschlagen.
(APA)