Prag - Der Leiter der Zentraleuropa-Abteilung im Prager Außenministerium, Bedrich Kopecky, hat der Auffassung von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner widersprochen, wonach es im Verhältnis zwischen Prag und Wien hinsichtlich der Benes-Dekrete noch "rechtshistorische Fragen" zu lösen gebe. "Für uns existieren keine offenen rechtshistorischen Fragen", erklärte Kopecky gegenüber der tschechischen Tageszeitung "Pravo" (Dienstag-Ausgabe). Ferrero-Waldner hatte den Wunsch geäußert, die mit den Benes-Dekreten verbundenen "rechtlich-historischen Fragen" bis Jahresende zu klären. Kopecky sagte weiters, die österreichische Seite habe das Recht, zu arbeiten, woran immer sie arbeiten wolle. "Über die Historie können wir immer diskutieren", meinte der Diplomat. Unterdessen bestätigte der Sprecher des Prager Außenministeriums, Ales Pospisil, dass die Frage der Benes-Dekrete und die Vertreibung der Sudetendeutschen Themen einer tschechisch-österreichischen Konferenz sein würden, die Ende März in Wien stattfinden soll. "Wir wünschen, diese Frage so zu lösen, dass man - wie im Falle Deutschlands (gemeint ist die tschechisch-deutsche "Schlussstrich-Erklärung" von Jänner 1997) - konstatieren kann, dass die tschechisch-österreichischen Beziehungen besser als jemals in der Vergangenheit sind", betonte Pospisil nach Angaben der Zeitung "Mlada fronta Dnes" (Dienstag-Ausgabe). Der Sprecher dementierte aber auch, dass Prag und Wien über eine "Schlussstrich-Erklärung" nach dem Vorbild der deutsch-tschechischen Beziehungen verhandelten. Ein anderer, nicht genannter Diplomat sagte, eine gemeinsame Erklärung der Außenminister Tschechiens und Österreich sei nicht ausgeschlossen, die einen "würdigen Schlusspunkt" hinter den offenen Fragen der Vergangenheit setzen könnte. (APA)