Wien/Graz - "Die Gleichstellung der Geschlechter an den Universitäten ist kein Luxus", sagt Ada Pellert, Vizerektorin der Uni Graz und Mitorganisatorin der mittwochs in Graz beginnenden 6. Österreichischen Wissenschafterinnentagung. "Um die Hochschulen sinnvoll modernisieren zu können, kann auf das Potenzial der Frauen nicht verzichtet werden." Dementsprechend lautet das Motto des Symposiums auch 'Frauenförderung=Hoch_schul_reform'.

Richtiger Ansatz

Wissenschafterinnen aus dem In- und Ausland wollen an den drei Konferenztagen (bis 2. März) über unterschiedliche Förderstrategien beraten und ausloten, wie auf die aktuell laufenden Reformprozesse in den Hochschulen möglichst effizient Einfluss genommen werden kann. "In der Schweiz zum Beispiel", berichtet die Philosophin und Politologin Christine Michel dem STANDARD, "wurde seit 1992 gezielt der universitäre Mittelbau gefördert, wobei 40 Prozent der Maßnahmen für Frauen reserviert waren." Der Ansatz erwies sich als richtig: Jene Wissenschafterinnen, die das Förderprogramm durchlaufen hatten, waren mit ihren Habilitationen und bei Berufungen gleich erfolgreich wie die geförderten Männer.

Aber es ging zu langsam. 1998 beschloss daher die Schweizer Regierung, bis 2006 den Anteil der Frauen an der Professorenschaft von 7 auf 14 Prozent zu verdoppeln. Dafür wurde ein Betrag von 16 Mio. Franken (140 Mio. S/10 Mio. ) für die (kantonalen) Unis eingeplant, weitere 10 Mio. SFr für die Fachhochschulen. Die (Bundes-)ETHs beteiligen sich mit eigenen Mitteln. Das Programm besteht aus drei Modulen: Einem Anreizsystem für die Förderung und Anstellung von Professorinnen. (Je mehr neue Professorinnen, desto mehr Geld für die Uni). Geld für die Einrichtung von Frauenanlaufstellen, Mentoringprojekte und Unis, die mehr Frauen für Diplom und Doktorat motivieren. Geld für den Ausbau der Kinderbetreuung.

Modell Dortmund

Aus Deutschland wiederum berichtet die Sozialwissenschafterin Christine Rolof über das Fördermodell der Uni Dortmund. "Durch die seit 1995 bei uns vorgeschriebenen Maßnahmen wie Evaluation, Controlling oder Profilbildung", erklärt sie dem STANDARD, "verändern sich die Strukturen. Es lag daher nahe, die Perspektive des Geschlechterverhältnisses gleich einzubeziehen." Frauenförderung dürfe nicht neben der Uni laufen, sondern müsse in die Personalentwicklung eingebunden werden.

Ganz in diesem Sinne entwickeln die am Dortmunder Pilotprojekt beteiligten Fachbereiche - Chemie, Gesellschaftswissenschaften/ Philosophie/Theologie, Maschinenbau und Raumplanung - unterschiedliche Zielvorgaben und Reforminstrumentarien. Die Chemie etwa braucht mehr Studierende und möchte mehr Frauen motivieren. Bei den Theologen wiederum wandern alle Frauen nach dem Studium ins Lehramt ab, das heißt, es fehlt die wissenschaftliche Weiterqualifikation. Für sie müssen eigene Anreize geschaffen werden. "So weit sind wir in Österreich leider noch nicht", bedauert Vizerektorin Pellert, "da bei uns über Haushalte und Mittelvergabe noch diskutiert wird. Aber die Steuerung der Frauenförderung über die Budgetmittel ist auch bei uns schon angedacht."

(Heide Korn)

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.02. 2001)