Wien - Fahrgastinitativen, Pensionistenvertreter und die Arbeiterkammer (AK)liefen am Dienstag gegen die Tarifpolitik der ÖBB Sturm. Hauptziel der Beschwerden war die differenzierte Rabattgestaltung für Vorteilscard-Besitzer: 50 Prozent wie bisher erhalten nur Bahnkunden, die ihr Ticket per Internet oder an ÖBB-Automaten kaufen. Wird die Fahrkarte am Bahnhofsschalter gekauft, gibt es nur 45 Prozent Rabatt. ÖBB Personenverkehrsdirektor Gerhard Stindl verteidigte diesen Tarif einerseits mit internationalen Harmonisierungsbemühungen, andererseits mit der Notwendigkeit der Einführung neuer Technologien. Dass der Tarif nicht abschreckend wirke, zeige sich daran, dass die ÖBB heuer im Jänner um neun Prozent mehr Vorteilscards verkauft hätten als im Vorjahr. Mit bald 900.000 Inhabern sei die Vorteilscard die am meisten verbreitete Kundenkarte in Österreich. "Nachteilscard" "Die ÖBB Vorteilscard wird für die Senioren zur Nachteilscard", reklamierte hingegen der Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, Karl Blecha. Die Benachteiligung erkläre sich daraus, dass viele Pensionisten über keinen Internet-Anschluss verfügen und das Angebot an Bahnhofsautomaten viel zu gering sei. Der Konsumentensprecher des Pensionistenverbandes Österreichs, Fritz Koppe, widersprach der Aussage von Stindl, die Senioren hätten die Kürzung der Ermäßigung wegen einer Verbesserung des Serviceangebotes akzeptiert und ohne Proteste hingenommen. "Das Gegenteil ist der Fall, im Pensionistenverband rufen dauernd empörte Pensionisten an, um sich über diese ÖBB-Senioren-Diskriminierung zu beschweren", so Koppe. AK fordert Verbesserungen für Pendler Beschwerden gingen indes auch bei der Arbeiterkammer ein. "Noch nie haben sich so viele Bahnkunden bei uns beschwert wie seit dieser Vorteilscard-Regelung", hieß es in der AK-Aussendung vom Dienstag. Die Regierung habe, befristet, für das Jahr 2001, nur das große Pendlerpauschale erhöht, was vier von fünf Pendlern nichts bringe. Die AK verlangt daher auch das kleine Pendlerpauschale um 30 Prozent zu erhöhen und das Kilometergeld für Autobenützer um mindestens 30 Groschen anzuheben. Seit Jänner 1999 seien die Wochen- und Monatskarten der Bahn um bis zu 25 Prozent teurer geworden. Die Monatskarte von Wien nach Wiener Neustadt koste damit um 220 S mehr. Bahnkunden müssten seit heurigem Jänner nicht nur um 2,5 Prozent mehr zahlen, wie dies ÖBB-Personverkehrschef Gerhard Stindl gesagt hatte, sondern um bis zu 16 Prozent mehr, wenn man auch die Verschlechterungen beim Kartenkauf mit der Vorteilscard mit einbeziehe. Leidtragende dieser Verteuerungen seien nicht nur die Bahnkunden und Pendler, sondern auch die ÖBB-Bediensteten an den Bahnschaltern und in den Zügen. (APA)