Wien - Moderations- und Kommunikationstechniken lernen, sich eine gute Rhetorik aneignen - wissen, wie man Projekte entwickelt und umsetzt. Das alles ist nicht nur für engagierte ausländische Jugendliche wichtig. "Wir sind kein Ghetto-Lehrgang", betont Hikmet Kayahan, Leiter des Projektes "Go public". Daher wurden in der Volkshochschule Ottakring ganz bewusst Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren aus den unterschiedlichsten ethnischen Communities ausgewählt: Österreicher, Nicht-Österreicher, Eingebürgerte, Kids der zweiten, dritten Generation. "Die Einteilung Ausländer - Migranten sagt ja nicht mehr viel. Es sind einfach Wiener Jugendliche", weiß Kayahan. Und die lernen nun seit vergangenem Herbst öffentliches Auftreten, Projektmanagement, aber auch Teambildung. Jetzt beginnt die konkrete Projektphase - "es wird in den Bereich Medien, Kunst, Jugend und Politik gehen und vermutlich gemeinsam mit der Kunstakademie umgesetzt", verrät Kayahan. Wenn alles klappt, soll das Ergebnis im Juni präsentiert werden. "Go public" ist eines von zehn Mitbestimmungsprojekten, das der Wiener Integrationsfonds im vergangenen Jahr im Rahmen seines Bildungsschwerpunktes initiiert hat. Heuer will Fonds-Chef Hannes Seitner eine weitere Schiene öffnen: "Ab Herbst wollen wir mit Projekten an Schulen eine stärkere Einbindung von Eltern bei der Mitbestimmung fördern." Derzeit werden mögliche Volks- und Hauptschulen sondiert - wo dann "die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern und die Mitsprachemöglichkeit in Beiräten gefördert werden soll", so Seitner. "Es geht darum, mit solchen Modellen den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen", erläutert Integrationsstadträtin Renate Brauner (SP). Solche "kleinen" Mitbestimmungsprojekte - aber auch das Wahlrecht für Ausländer. "Primär auf Bezirksebene, das ist in der nächsten Legislaturperiode unbedingt umzusetzen und das wird auch ein entscheidender Punkt bei den Koalitionsverhandlungen sein", kündigt Brauner an. "Salto mortale" Welche Koalition sie präferiere, dazu wollte Brauner im Standard-Chat am Dienstag nichts sagen - erst nach der Wahl. Interessierter als an Koalitionsfragen waren die Chatterinnen an der Frauenpolitik: Erfuhren, dass Brauner die Männerabteilung "für einen schlechten Scherz" und die Frauenpolitik der Bundesregierung für einen "Salto mortale ins vorige Jahrhundert" hält. Wien versuche, bei Frauenprojekten, denen der Bund Geld kürze, einzuspringen, versicherte Brauner. Und betonte, sie sei im Gegensatz zu Brigitte Ederer nicht der Meinung, dass die SPÖ nicht reif für eine Frau an der Spitze sei. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. Februar, 2001, eli/frei)