Wien - Sind es die Nachwirkungen ihrer breitenwirksameren Simpl -Saison oder ist es die Solidaritätsabgabe an die Fun-Generation ? "Spaß machen" war natürlich schon immer das oberste Gebot der beiden Entertainmentprofis Steinböck & Rudle, aber so unverdünnt wie in ihrem neuen Programm Killerkipferl 3 haben sie ihn bisher noch nie über die Bühne der Kulisse schwappen lassen.

Poetische Zwischentöne, tragikomische Wendungen oder kleine Tiefschläge fehlen fast völlig. Wo sind jene bösen Untertöne, die bei der alkoholisierten Grabrede an die plattgefahrene Katze unter die Haut gingen? Wo sich einst Abgründe auftaten, gibt es heute höchstens noch schräge, gut gemähte Wiesen.

Und selbst dort ist der feste Halt bestens einstudierter Fröhlichkeit stets in Griffweite. Vom Ansatz her sind Gerold Rudle und Herbert Steinböck ihren selbst kreierten Gaudi-Burschen "Herry & Gerry" schon fast ein wenig ähnlich. Qualitativ freilich auf einem höheren Niveau. Ihre Fantasie erweist sich vielfach als ungebrochen. Eine Szene, die beginnt, als ginge es um BSE-krisengeschüttelte Fleischhauer, entgleitet wunderbar in völlig unbegreiflichen Nonsens.

Der ganz normale Wahnsinn kommt aberwitzig zum Ausbruch: im Wirtshaus, an der Hotelrezeption oder im Stiegenhaus. Dort wird ein harmloser Hausmeister zum Opfer eines hysterischen Mieters. Bisweilen klappert die Damokles-Schere zwischen Form und Inhalt aber auch nur hörbar: Die Idee, mit Handy-Gedudel ein Lied zu instrumentieren, ist bestechend - der Text hingegen völlig erlässlich. In Summe ergibt das natürlich noch immer einen sehr lustigen Abend, aber eben ohne belebende Nebenwirkungen. Vom Killer keine Spur. (stur Peter Blau - DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 2. 2001)