Genf - Frank Stronachs Magna-Konzern hat einen neuen Großauftrag an Land gezogen. Der Automobilzulieferer wird für die neuen Geländewagen von VW (Colorado) und Porsche (Cayenne) die komplette Außenhaut liefern. Dies gab Magna- Steyr-Chef Siegfried Wolf jetzt am Rande des Genfer Automobilsalons bekannt. Über den Auftragsumfang wollte sich der Topmanager nicht verbreitern, die geplanten Stückzahlen setzt Porsche mit jährlich rund 20.000 Autos an, VW rechnet mit mehr als 80.000. Die Produktion läuft vermutlich 2002 an.Richtige Argumente Das Fahrzeug ist eine Gemeinschaftsentwicklung von VW und Porsche und kommt in unterschiedlichen Blechkleidern auf den Markt - Made by Magna. Erstmals überhaupt hat VW die Fertigung einer Karosserie außer Haus vergeben, was Branchenkenner als mittlere Sensation werten. Die Magna-Leute hatten offenbar die richtigen Argumente und das nötige Know-how. Zusammengebaut wird der Colorado im slowakischen VW- Werk, der Cayenne im neuen Porsche-Werk Leipzig. Bei der Entwicklung war Porsche federführend, die Autos werden auf einer gemeinsamen Plattform von VW gebaut. Neustrukturierung Der Auftrag gab Wolf auch Gelegenheit, die ab April wirksam werdende Neustrukturierung des Unternehmens zu erläutern. Die Bestandteile der Karosserien werden nämlich von der Magna-Steyr-Geschäftsgruppe Metalforming gebaut. Diese ist eine der fünf Säulen von Magna Steyr, die anderen vier: Fahrzeugtechnik (Bau kompletter Autos), Engineering (Entwicklungsaufträge), Powertrain (Antriebstechnik, vor allem Allrad) und Structures. Parallel zu Magna Steyr sei noch die neue Gruppe Interior ins Leben gerufen worden, sagt Wolf. Magna selbst mit Sitz in Toronto entwickle sich immer mehr zu einer Art Holding. Stronachs Automotiv- Konzern setzte im Vorjahr rund drei Milliarden US-Dollar um (3,26 Mrd. €/44,2 Mrd. S) um, allein in Europa beschäftigt das Unternehmen über 20.000 Mitarbeiter. Zweck der Neugliederung im rasant wachsenden Unternehmen: Kompetenzbündelung. Die einzelnen Gruppen werde man weiter verselbständigen und diese an die Börsen bringen, sobald die Aktienmärkte sich erholt hätten beziehungsweise ein günstiges Umfeld böten. Im Beriech Engineering sei man übrigens unter den Zulieferern mittlerweile der weltweit größte Anbieter bei Entwicklung und Bau kompletter Automobile. Zurück zu Magna Metalforming: Die Karosserien für VW und Porsche entstehen in den Werken Salzgitter (D), Weiz und Albersdorf. Für Albersdorf selbst, erläutert Wolf, denke man wegen der extrem hohen Auslastung daran, zusätzlich zu den beiden bereits installierten Pressenstraßen eine weitere zu bauen. Kopfzerbrechen bereitet Magna die Forderung von DaimlerChrysler an sämtliche Zulieferer, die Kosten heuer um fünf und innerhalb von drei Jahren um 15 Prozent zu senken. In Deutschland wollen sich viele Hersteller dagegen geschlossen zur Wehr setzen. Magna wird da nicht mitmachen. Man werde die Aufgabe bewältigen, meint Wolf, aber "das ist für uns eine Riesenherausforderung." (Andreas Stockinger, DER STANDARD, Printausgabe 1.3.2001)