Moskau - Ein Angehöriger der russischen Armee hat sich am Mittwoch erstmals in einem öffentlichen Gerichtsprozess für Verbrechen im abtrünnigen Konfliktgebiet Tschetschenien verantworten müssen. Das Militärgericht in der südrussischen Stadt Rostow am Don eröffnete das Verfahren gegen den früheren Kommandanten eines Panzerregiments wegen Mordes an einer 18-jährigen Tschetschenin im März 2000. Die russische Führung hatte daraufhin zum ersten Mal ein Verbrechen ihrer Soldaten an der tschetschenischen Zivilbevölkerung eingestanden. Oberst Juri Budanow soll sein Opfer Elsa Kungajewa aus deren Heimatdorf verschleppt, geschlagen und später erstickt haben. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde von der Anklage fallen gelassen, obwohl nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen gerichtsmedizinische Beweise dafür vorlagen. Budanow hat die Tötung der Frau gestanden. Er rechtfertigte sich damit, dass er sie für eine Scharfschützin gehalten habe, deren Geständnis er mit Schlägen erzwingen wollte. Der Prozess wird an diesem Donnerstag fortgesetzt. Am Stadtrand der tschetschenischen Hauptstadt Grosny wurden weitere zehn Männerleichen in einem Massengrab entdeckt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch. Bereits am Wochenende waren in einem Grab in einer zerstörten Gartenhaussiedlung bei Grosny 16 Leichen von Tschetschenen entdeckt worden. (APA/dpa)