Rom - Der italienische Außenminister Lamberto Dini hat sich am Mittwoch vor dem Parlament in Rom bestritten, in die Affäre um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen der Telecom Italia an das Regime von Slobodan Milosevic bei der Übernahme einer 29-prozentigen Beteiligung an der serbischen Telekom im Jahr 1997 verwickelt gewesen zu sein. Die Recherchen der römischen Tageszeitung "La Repubblica", die den Skandal ans Licht gebracht hat, seien das Resultat einer Reihe von "Fehlern und Schlussfolgerungen". Der Minister erklärte, dass weder das Außen-, noch das Schatzministerium von der Telecom Italia über die Übernahme der serbischen Telekom informiert worden sei. Entschieden lehnte Dini den Vorwurf zurück, wonach hinter der Übernahme der serbischen Telekom ein "perverses Projekt" seines Ministeriums stecke, um Milosevic zu unterstützen. Dieser war im Jahr 1997 wegen heftiger Oppositionsproteste stark unter Druck. "Diese Interpretation negiert die historische Wirklichkeit", sagte Dini und machte darauf aufmerksam, dass Telecom Italia beim Kampf um die Übernahme der serbischen Telekom mit anderen Unternehmen wie der französische Alcatel und der deutschen Siemens konkurrieren musste. Diese habe in Serbien in den vergangenen Jahren durch "Verletzung der Sanktionen" Machtpositionen mit der Lieferung von Technologien und Material im Wert von zirka 300 Millionen Mark erworben. Dini bestritt, dass Italien Milosevic unterstützt habe, wie "La Repubblica" behauptet hatte. "Kohärenz und Transparenz waren die Kriterien, an denen sich Italien auch in den schwierigsten Momenten orientiert hat", so Dini. Der Außenminister begrüßte die Untersuchung der Staatsanwaltschaft von Turin, welche die Bilanzbücher der Telecom Italia überprüft, um mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen nachzugehen. Laut "Repubblica" hatte die Telekom-Gesellschaft Schmiergelder auf Milosevics Bankkonten in Frankfurt und in London bezahlt. Der Fraktionschef der Lega Nord in der Abgeordnetenkammer, Giancarlo Pagliarini, forderte am Ende von Dinis Rede die Einsetzung einer Untersuchungskommission, die den Fall überprüfen soll. Laut Pagliarini gäbe es noch mehrere Punkte der Affäre, denen man nachgehen müsse. (APA)