Wien - Die Grünen sehen den Nationalpark Donauauen massiv bedroht - derzeit allerdings weniger wegen der Pläne für eine Autobahn im oder unter der geschützten Aulandschaft, die kürzlich vom Bund auf Eis gelegt wurden. Sondern vielmehr wegen des "Flussbaulichen Gesamtkonzeptes" des Bundes. Denn das sieht östlich von Wien ein Ausbaggern der Donau auf eine "Mindestfahrwassertiefe" von 3,2 Metern vor. "Eine Anfrage der Grünen an die Ministerin Monika Forstinger zeigte, dass das ganze Projekt auf der fiktiven Annahme beruht, eine Ausbaustufe von 3,2 Metern sei verpflichtendes Ausbauziel für die ganze Donaustrecke", erläutert die grüne Gemeinderatskandidatin Sigrid Pilz. "Tatsächlich wäre das aber nur ein kleines Stück Highway, während Donaukommission und EU-Richtlinien lediglich 2,5 Meter vorschreiben." "Dieses Vorhaben gefährdet das ökologische Gleichgewicht im Nationalpark massiv und würde die Verlandung der Au vorantreiben", warnt Pilz - "der Lebensraum von mehr als 40 gefährdeten Fischarten wäre dadurch konkret bedroht." Wien fordert "Ausbau" Pilz fordert nun eine eindeutige Stellungnahme durch die Stadt Wien. Ein entsprechender Antrag der Grünen gegen dieses Projekt sei bereits im Dezember von allen Fraktionen abgelehnt worden. Und jetzt findet sich im jüngsten Verkehrs-Forderungspaket der Landeshauptleute von Wien, Niederösterreich und Burgenland an den Bund der Satz: "Ausbau der Donau unterhalb von Wien", der Wasserweg solle "ganzjährig befahrbar gemacht werden". Scharfe Kritik am Vorgehen der Wiener Landesregierung übt auch die grüne Umweltsprecherin Eva Glawischnig - und zwar was den Schutz des Wienerwaldes betrifft. Bürgermeister Häupl habe zwar gegen den geplanten Verkauf von Flächen der Bundesforste protestiert - in der Stellungnahme zum entsprechenden Gesetzesentwurf hieß es dann aber seitens der Stadt Wien: "Keine Bedenken." Glawischnig fordert nun, Wien solle den WWF-Vorschlag unterstützen, einen Nationalpark Wienerwald zu schaffen. "Damit wäre ein Verkauf von Bundesflächen an Private unmöglich, bestehende Schutzgebiete könnten zu einem großen Projekt gebündelt werden. Und Wien wäre dann die einzige Stadt mit zwei Nationalparks", argumentiert Glawischnig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.März 2001)