Kinshasa/Wien - Ruanda hat am Mittwoch mit dem Abzug seiner Truppen aus dem Südosten der vom Bürgerkrieg erschütterten Demokratischen Republik Kongo begonnen. Gleichzeitig kündigte auch Uganda an, dass es bis Ende der Woche einen Teil seiner Truppen aus Kongo-Kinshasa abziehen werde. Beide Staaten unterstützen rivalisierende Rebellengruppen in ihrem Kampf gegen die Regierung in Kinshasa, die nur etwa die Hälfte des Landes kontrolliert. Simbabwe, Angola und Namibia wiederum unterstützten die Regierung. Mit dem Beginn des Rückzugs ist nun der Weg freigeworden für eine UNO-Beobachtermission, die den vollständigen Abzug und die Einhaltung der Waffenstillstandslinie überwachen soll. Der UN-Sicherheitsrat legte vergangene Woche fest, dass der Abzug der schätzungsweise 50.000 ausländischen Truppen in Kongo bis zum 15. Mai abgeschlossen sein soll. Bevölkerung wartet ab Beobachter bezeichnen jedoch die Anzahl der 550 Beobachter und deren Sicherung durch 2500 Blauhelmsoldaten als "lächerlich gering", um eine über 2000 Kilometer lange Frontlinie in einem Land von der Größe Westeuropas zu kontrollieren. Die Bevölkerung vor Ort sei abwartend, erklärt ein westlicher Beobachter gegenüber dem STANDARD, der vor kurzem die Region besuchte. Sehr große Hoffnungen habe die Bevölkerung aber nicht. Schritte zur Beendigung des derzeit größten Krieges auf dem afrikanischen Kontinent wurden möglich, nachdem Joseph Kabila zum Nachfolger seines ermordeten Vaters, Laurent Kabila, bestellt wurde. Der Krieg brach vor 30 Monaten aus, als sich die von Ruanda und Uganda gestützten Rebellen gegen Laurent Kabila wandten, obgleich sie zuvor an dessen Seite gegen den Exdiktator Mobutu Sese Seko gekämpft hatten. Ruanda geht auf kongolesischen Territorium gegen Milizen vor, die 1994 maßgeblich am Völkermord an der Bevölkerungsminderheit beteiligt waren. Gleichzeitig verdient es an der Ausbeutung von Bodenschätzen in dem von seinen Truppen kontrollierten Gebiet. Wichtigster Partner der Regierung ist der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe. Der autokratische Herrscher wurde für seine "Dienste" zwar ebenfalls mit Diamanten entlohnt, doch dürften Geltungsdrang und Sorge um Machtverlust die Motive für seine militärische Hilfe sein. (DerStandard, Print-Ausgabe, 1.3.2001)