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Seine Entscheidungen kosten dem polnischen Staat, also den Polen, eine Menge Geld: Kurzzeitminister Chronowski

Foto: Reuters/Andrzej Iwanczuk
Mit einer ungewöhnlichen Begründung ist Polens Schatzkanzler zurückgetreten. Andrzej Chronowski erklärte am Dienstagabend lapidar: "Der Abgeordnete Gabriel Janowski erschwert mir die Arbeit". Ministerpräsident Jerzy Buzek nahm die Erklärung an und ernannte Aldona Kamela-Sowinska, bisher Staatssekretärin im Schatz-und Privatisierungsministerium, zur Nachfolgerin. In der Tat dürfte der für sein unkonventionelles Verhalten bekannte Abgeordnete Janowski die Geduld des Ministers strapaziert haben: Janowski hatte das Büro des Privatisierungsministers zwei Wochen lang besetzt gehalten, von dessen Fenster aus huldvoll die Menge gegrüßt und gegen den "Ausverkauf der polnischen Zuckerindustrie an Deutsche und Juden" protestiert. Trotz der Beschwerden des Ministers griff niemand ein, da Janowski als Abgeordneter Immunität genießt. Ausschlaggebend für Chronowskis Rücktritt waren aber wohl eher seine vielen kontroversen und für den polnischen Staat kostspieligen Entscheidungen: sein Versuch, die Teilprivatisierung von Polens größter Versicherung PZU wieder rückgängig zu machen; die reihenweise Auswechslung von Aufsichtsräten und Vorständen, die wiederum Hilfe in Brüssel suchten. In der Geschäftswelt stand Polen plötzlich als unberechenbarer Vertragspartner da. In der Folgezeit geriet Chronowski immer wieder mit Finanzminister Jaroslaw Bauc und Wirtschaftsminister Janusz Steinhoff aneinander, da er kein schlüssiges Privatisierungsprogramm vorlegen konnte, vielmehr der Privatisierung insgesamt skeptisch gegenüberstand. Mittlerweile scheint klar, dass Polens ohnehin gebeutelte Regierung die für dieses Jahr geplanten Privatisierungen nicht durchführen wird, da Chronowski die Vorverhandlungen schlecht oder gar nicht geführt hatte. Einziger Kommentar von Polens führender Tageszeitung Gazeta Wyborcza: "Gut, dass er nur so kurz im Amt war." (DerStandard, Print-Ausgabe, 1.3.2001)